Rezension

...kurzweilig, humorvoll, erheiternd!

Das Buch zum Buch -

Das Buch zum Buch
von Rainer Moritz

Ein Blick hinter die Kulissen???

„Hui!“, dachte ich bei mir. „Wenn er da mal nicht zu viel verspricht?!“ Wer plaudert schon aus dem Nähkästchen, gibt pikante Interna preis und verärgert damit die Branche, die einen großgemacht und weiterhin nährt? Nein, das konnte ich mir bei Rainer Moritz nicht vorstellen. Dann doch eher, dass er mit seinem unvergleichlichen Humor auf so manche Kuriositäten blickt, mit kindlicher Freude so einige Absonderlichkeiten bloßlegt und ironisch-heiter sowohl Praktiken wie Taktiken der Branche hinterfragt.

»Es gibt keinen treueren Freund als ein Buch«, sagte schon Ernest Hemingway. Und wie bei unseren Freunden aus Fleisch und Blut wollen wir natürlich auch die aus Papier immer besser kennenlernen und wissen, welche verschlungenen Wege sie zurückgelegt haben, ehe sie bei uns landen. Was tun Agenturen? Welche Bücher helfen uns, guten Schlaf zu finden? Was macht das Fernsehen mit der Literatur? Warum ist es so schwer, über Sex zu schreiben? Welche Bücher schenken wir uns zu Weihnachten? Was steht im Duden? Sind Eselsohren abzulehnen? Was sind Nackenbeißer? Fragen über Fragen, die dieses Buch beantwortet, kurzweilig, abschweifend und informativ – und dank seiner alphabetischen Gliederung auch noch schnell. Es entführt die Leserinnen und Leser in fast alle Ecken und Winkel des Literaturbetriebs – und profitiert davon, dass der Autor die meisten davon gut kennt.

 (Inhaltsangabe der Homepage des Verlages entnommen!)

Von A wie Adventure Writing bis Z wie Zwiebelfisch: Einem Lexikon gleich reihen sich die Schlagworte wie Perlen einer Kette dem Alphabet entlang aneinander. 

Handlung, Charaktere, Spannungsbogen: Fehlanzeige! 
Motto, Widmung, Danksagung: Vergiss es! 
Hier gibt es nur: Fakten! Fakten! Fakten!

Diese werden allerdings so wunderbar leicht im Plauderton dargeboten, dass ich mich – mir nichts, dir nichts – durch dieses Lexikon fräste, so manches Mal herzhaft auflachte, doch auch voller Verwunderung mit den Augen blinzelte. Wie eingangs bereits erwähnt, hat auch die Buchbranche ihre eigenen „Special Effects“, wie sie in jeder Branche zu finden sind. Einige Angehörige besagter Branche nehmen diese extrem ernst und hüten sie wie einen heiligen Gral. Andere blicken eher entspannt auf sie, arrangieren sich oder tolerieren sie humorvoll. Rainer Moritz scheint definitiv zur letzteren Gattung zu gehören. Zum Glück für uns…!

Mit spitzbübischer Freude stichelt er mal hier, schalkhaft schwatzt er mal dort über Buchmessen, Duden und Eselsohren, über Fräuleinwunder, Gendern und Kultbücher, über Literaturkritik, Me-too-Bücher und (schreibende) Politiker, über Romananfänge, Schafkrimis und Verlagsvertreter und über dieses und über jenes und über noch vieles mehr. Dies macht er so charmant-humorvoll, da verzeihe ich ihm auch, dass er sich hin und wieder ein wenig verplaudert und Themen anspricht, die ich nicht primär der Literatur-Branche zuordnen würde.

Apropos Humor: Ja, mit dem Humor ist es ja so eine Sache. Nicht immer bzw. nicht von jeder/jedem wird er erkannt und als solcher wahrgenommen. Schon bei LESEPARADIESE. Eine Liebeserklärung an die Buchhandlung wurde ihm sein lakonischer Ton von einigen Rezensent*innen als Arroganz ausgelegt. Es wäre leider durchaus vorstellbaren, dass dies auch bei DAS BUCH ZUM BUCH der Fall sein könnte. Da tut mir weniger Herr Moritz leid (Der steckt es sicherlich mit Humor weg!), als vielmehr diese bemitleidenswerten Puristen, denen mit ihrem eingeschränkten Blickfeld so viel Schönes entgeht.

Doch muss auch eine grundsätzliche Frage gestellt werden dürfen: Brauche ich als literaturinteressierter Mensch diese vielen Informationen? Antwort: Nein, ich brauche sie nicht! Vielmehr fallen sie für mich unter die Rubrik „Wissen, das die Welt nicht braucht!“. Doch unterhaltsam war die Lektüre dieses Büchleins allemal.