Rezension

Wandern und sich neu erfinden

Den Wind in den Haaren -

Den Wind in den Haaren
von Annabel Abbs

Bewertet mit 5 Sternen

Einige der Frauen, die die Autorin vorstellt, sind weltbekannt, z.B. Simone de Beauvoir, Daphne du Maurier oder Georgia O‘Keeffe. Weniger bekannt ist, in welchem Maße das Wandern ihr Bedürfnis nach Freiheit und Unabhängigkeit erfüllt hat. Diese Leidenschaft teilten sie mit Frieda Lawrence, Gwen John, Clara Vyvyan und Nan Shepherd, die wir ebenfalls näher kennenlernen. Annabel Abbs hat ihre Tagebücher, Briefe und Memoiren studiert und sich nicht nur geistig, sondern auch körperlich auf ihre Spuren begeben.

In jedem Porträt kann man gut nachvollziehen, was die Frauen dazu bewegt hat, meilenweit häufig in einsamen Gegenden zu marschieren, wieviel Mut es sie gekostet hat, alles hinter sich zu lassen und wie das Wandern ihr Leben verändert hat. Die Autorin stellt sowohl das beglückende Freiheitsgefühl in der Natur und die Bedeutung des Alleinseins als auch die Gefahren, körperlichen Qualen und Ängste heraus. Ich war oft froh, die Abenteuer bequem auf der Couch erleben zu dürfen.

Indem Annabel Abbs einige Strecken selbst erwandert, zum Beispiel wie Clara Vyvyan die Rhône entlang oder wie Georgia O‘Keeffe durch die texanische Prärie und von ihren Erlebnissen und Empfindungen berichtet, fühlt man sich den wandernden Frauen sehr nahe und taucht tief in die jeweilige Landschaft hinein. Dass sie dabei viel Persönliches preisgibt und einen Bezug zu ihrem eigenen Neuanfang herstellt, macht das Buch besonders lesenswert.