Rezension

Solide Fortsetzung

Winterwölfe -

Winterwölfe
von Dan Jones

Bewertet mit 4 Sternen

Auch im zweiten Band von Dan Jones Trilogie über Söldner während des Hundertjährigen Krieges befinden sich die Essex Dogs in finanzieller Notlage. Nach den Ereignissen des ersten Bandes, den man unbedingt gelesen haben muss, um an diesem Buch Freude zu haben, ist die Gruppe um Loveday deutlich kleiner geworden. Die erhoffte Heimkehr wird ihnen verwehrt, stattdessen macht das englische Heer sich auf, die Handelsstadt Calais zu erobern. Die Belagerung der reichen Hafenstadt steht im Mittelpunkt des Romans und der Alltag der Belagerer und Belagerten wird anschaulich beschrieben. Dadurch wird ein abwechslungsreicher Kontrast zum vorherigen Teil geschaffen, in dem es vor allem offene Schlachten gab. Zu den aus dem ersten Band bekannten Perspektiven wird nun gelegentlich auch aus der Sicht des Captains, dem der Leser so erstmals begegnet, berichtet. Leider werden öfters Ereignisse und Entwicklungen übersprungen bzw. nur zusammenfassend geschrieben, die ich gerne „miterlebt“ hätte. Die namenlose Frau erhält zwar einen Namen, doch fand ich ihren Plot irgendwie überflüssig, da er die Geschichte der Essex Dogs nur minimal beeinflusst. Im Gegensatz dazu werden die Essex Dogs und einige neue fiktive Personen auf hervorragende Weise mit kleineren historischen Begebenheiten in Verbindung gebracht, die von Dan Jones eigens im Nachwort erwähnt werden. Manche Figuren präsentieren ein neues Deutungsmuster für Ursachen und Ziele des Krieges. Im Laufe der Handlung sind gleichermaßen Fragen beantwortet wie neu aufgeworfen worden, Angelegenheiten mit alten Feinden wurden geregelt und neue Feinde geschaffen. Das klingt reichlich vage, doch ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Insgesamt hat der Roman zwar, wie für den Mittelband von Trilogien typisch, spannungsmäßige Tiefphasen, liefert aber auch viel Action und bereitet gut auf einen Abschluss vor.

Alles in allem, klare Empfehlung an alle, die den ersten Band gelesen haben, den ich wiederum allen Lesern von historischen Romanen empfehle, die sich nicht an einem raueren, blutigeren Geschehen stören.