Rezension

Leben für die Musik

Adagio -

Adagio
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

Die Königin des Klavierspiels ihrer Zeit und der vierzehn Jahre jüngere Komponist sind musikalische Weggefährten. Die Freundschaft zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms vertieft sich, als Clara 1863 nach Baden-Baden zieht. Hier findet sie ein Klima des Ineinanderfließens verschiedener kultureller Strömungen, geprägt von dem musikalischen Multitalent Pauline Viardot und deren Kreis. Brahms wird zum regelmäßigen Sommergast in Claras Haus, seine wichtigsten Werke entstehen in der Kurstadt. Der Genius Loci inspiriert auch Kollegen wie Joseph Joachim und Theodor Kirchner, mit denen Clara eng verbunden ist. Über allem schweben die unvergänglichen Kompositionen dieser Künstlerinnen und Künstler.
Das Cover ist farblich zurückhaltend, aber überaus ansprechend gestaltet; es zeigt die Porträts der beiden Musiker. Auch innerhalb des informativen Buchs gibt es zahlreiche schwarz-weiß gehaltene  Abbildungen von zeitgenössischen Bildern aus der Lebenszeit der Künstler und Fotografien aus Baden Baden. Auf ein übersichtliches Inhaltsverzeichnis folgen einige Zitate und daraufhin die chronologische Darstellung der Zeit in dieser Stadt. Jedes Kapitel ist mit genauem Datum versehen, durch den Einschub von Briefen aufgelockert und mit seltenen Fußnoten bereichert.
Dadurch entsteht ein sehr interessanter - aber auch unterhaltsamer - Einblick ins Leben von Clara Schumann mit ihren Kindern, ihren internationalen Tourneen, aber auch ihren gesundheitlichen und finanziellen Herausforderungen. Ebenso erhält man Hinweise auf das Leben des Komponisten Johannes Brahms und seinen oft ungewöhnlichen Ansichten. Die Darstellung der Verbindung zwischen den beiden Ausnahmekünstlern ist recht lose gehalten und lässt dem Leser viel Platz für eigene Gedanken und Spekulationen. 
Die erwähnten Kompositionen laden zum Anhören verschiedener Musikstücke ein, die einen in die Zeit des 19. Jahrhunderts versetzen. Auch die Stellung der Frau in jener Zeit wird beleuchtet; wobei einem einige Ansichten recht modern vorkommen mögen, andere allerdings klar darstellen, dass eine Gleichberechtigung noch einen weiten Weg vor sich hat.
Der sehr informative Anhang vervollständigt dieses kleine aber feine Buch. Neben Anmerkungen und einem Glossar sind die Quellen zu diesem Werk aufgelistet, die zum Weiterlesen (und -hören) anregen. Eine Zeittafel sowie ein Personen- und Ortsverzeichnis machen das sehr gut recherchierte Buch außerdem zu einem interessanten Nachschlagewerk.