Rezension

Der Versuch zu verstehen

Fabelland -

Fabelland
von Ines Geipel

Bewertet mit 4 Sternen

"Fabelland" erinnert vom Titel her an Christian Krachts Buch "Faserland", ist aber ganz anders und sehr ernsthaft.

Ines Geipel wuchs in der DDR auf und war eine bekannste Sportlerin, insbesondere im Sprint. Kurz vor der Wende floh sie über Ungarn in den Westen und ist heute Schriftstellerin und Professorin für Verskunst. Das merkt man dem Buch an, denn es ist in einer faszinierenden, melodischen Sprache geschrieben. 

Geipel versucht in diesem Buch zu ergründen, woher der Zorn und die falschen Bilder im Osten Deutschlands kommen, wie sich die Mythen über das gute Leben in der DDR gebildet haben, die nicht nur in der rechten Szene kursieren.

Leider liefert sie mehr Fragen als Antworten und man bleibt als Leserin etwas ratlos zurück. Trotzdem fand ich das Buch lesenswert, denn Geipel erzählt auch sehr persönlich von der Geschichte ihrer Familie. Der Vater arbeitet für das MfS und war unter mehreren Pseudonymen  Agent im Westen, die Mutter war damit einverstanden. Die Brüche in ihrer Familie spiegeln auch die Brüche in der DDR und in ihrem Leben.