Rezension

Die Familie von Dannenberg und das Jahr 1933

Zwanzig Jahre - 1933 -

Zwanzig Jahre - 1933
von Roman Just

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Welt war eine Theaterbühne, ein wandelnder Zirkus, ohne Clown. Statt Gelächter gab es Tränen, was als Spaß erschien, wurde bittere Ernst...“

 

Diese Gedanken gehen Otto von Dannenberg im Schützengraben 1918 durch den Kopf. Seine Erlebnisse im Krieg haben ihn geprägt. Nach dem Krieg gelingt es ihm, auf dem elterlichen Gut ein Gestüt aufzubauen.

Der Autor hat einen gut recherchierten und spannenden historischen Roman geschrieben. Gekonnt wechselt er im Schriftstil zwischen sachlichen Informationen und der Lebensbeschreibung der Familie.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1933. Während Otto ahnt, dass ein neuer Krieg geplant ist, läuft sein Bruder Wolfgang der NSDAP hinterher und steigt innerhalb eines Jahres in ungeahnte Höhen auf. Dabei nimmt er keinerlei Rücksicht auf alte Freunde der Familie. Dazu gehört das jüdische Ehepaar Rothenbaum. Otto erkennt die Gefahr.

 

„...Ihre Religion fing an, sie zu Aussätzigen zu degradieren, dabei war ihnen der Glaube weder im Benehmen noch im Äußeren anzusehen. Ihr Blut war genauso rot wie das eines Germanen, ihr Herz schlug nicht anders wie das eines Ariers...“

 

Als ihr Haus abgefackelt wird, nimmt Otto sie auf dem Gut auf. Er hat sich über Jahre alte Beziehungen bewahrt, kennt Leute, die mit dem Regime nichts am Hut haben und wird über Dinge informiert, die einem Normalsterblichen verborgen bleiben.

Otto empfiehlt seinen Freunden die Ausreise. Er kann behilflich sein. Doch noch lehnen sie ab. Dafür schickt Otto seinen Sohn auf eine Farm in Amerika. Deren Besitzer gehört zu seinem Freundeskreis. Otto möchte nicht, dass Peter eventuell von Walter beeinflusst wird. Außerdem ist er ihm als Kanonenfutter zu schade.

Es sind die vielen kleinen Szenen, die dem Buch sein besonderes Flair geben. Die innere Spannung entsteht durch die komplexen Beziehungen der handelnden Personen. Es ist schwierig, wenn in einer Familie völlig konträre Ansichten aufeinander treffen. Dazu kommt, dass Wolfgangs Frau Luise ziemlich skrupellos ist. Andererseits aber mag sie Hilde, Ottos Frau, und setzt deshalb darauf, dass die Brüder nicht jeden Kontakt abbrechen.

Es ist erstaunlich, was im Jahre 1933 politisch alles vorgefallen ist. Hier habe ich eine Menge an neuen Informationen erhalten.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.