Rezension

Schwere Kost

»Unser Schwert ist Liebe« -

»Unser Schwert ist Liebe«
von Gilda Sahebi

Bewertet mit 5 Sternen

Jin, Jiyan, Azadi - Frau, Leben, Freiheit

 

Der Titel dieses Buches, dessen Inhalt kaum zu ertragen ist, stammt aus dem Lied des iranische Rappers Toomaj Salehi. Der Untertitel „Die feministische Revolte im Iran“ verrät, wie sich die nun heranwachsende Generation von Mädchen und Frauen nicht mehr stillschweigend dem Terror der Religionspolizei beugen will, koste es, was es wolle - und wenn es das eigene Leben ist. Gilda Sahebi beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Proteste im Iran und zeigt, wie tiefgreifend diese sind.

 

Die Autorin Gilda Sahebi ist selbst Kurdin, im Iran geboren und lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland, nachdem ihre Familie vor der Verfolgung durch die Mullah fliehen musste.

 

In ihrem Buch gibt die Autorin allen jenen eine Stimme, die durch das Regime verfolgt, gefoltert und ermordet worden sind. Auslöser dieses Buch zu schreiben war unter anderem, die Ermordung von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 durch die Behörden. Die junge Frau hat angeblich ihren Schleier nicht vorschriftsmäßig getragen.

 

Es braucht keinen wirklich Grund, Frauen im Iran zu verhaften und in überfüllten Gefängnissen verschwinden zu lassen. Es braucht auch keinen wirklichen Grund, um Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts zu verhaften und hinrichten zu lassen oder sie einfach auf der Straße nieder zu schießen. Sie könnten ja subversive Gedanken haben.

 

Gilda Sahebi zitiert mehrmals Shirin Ebadi, die in ihrem Buch „Mein Iran“ erzählt, wie sie und MIllionen anderer Frauen plötzlich in einer dystopischen Welt erwacht sind, die sie 1400 Jahre nach hinten gebeamt haben. Frauen sind ihrer Rechte beraubt worden, zählen nur die Hälfte und sind aus der Öffentlichkeit verdrängt worden.

 

Eine besonders krasse Aussage eines Mullahs zu Frauen ist auf (eBook) Seite 102 zu lesen. Hier behauptet der Geistliche Sadeq Shirazi:

 

„Gott habe drei Arten von Tieren erschaffen. Zum einen Tiere, die dazu da seien, Menschen zu transportieren wie Pferde oder Kamele. Zum zweiten Tiere, die erschaffen wurden, Menschen zu ernähren wie Schafe, Ziegen und Kühe. Die dritte Art von Tieren seien die Frauen. Wie Schafe, Ziegen und Kühe seien sie geschaffen worden, damit Männer sie benutzen könnten. Sie sind also auch nur ganz gewöhnliche „Nutztiere“ zur Befriedigung des Mannes. Gott habe diesen Tieren das Aussehen von Frauen gegeben, damit Männer keine Angst vor ihnen haben müssten.“

 

Trotz des hoch emotionales Themas, das bei Leserinnen und Lesern Tränen der Wur aufsteigen lässt, bemüht sich die Autorin um sachliche Berichterstattung. Das mag manchmal etwas distanziert wirken, ist aber für Gilda Sahebi selbst überlebenswichtig.

 

Manche Ereignisse werden von mehreren Seiten erzählt. Diese Wiederholungen mögen vielleicht den Lesefluss stören, zeigen aber, wie gut vernetzt die Regimekritiker trotz aller Repressionen und Terrors sind.

 

Das Buch ist sehr gut strukturiert und liefert gleich nach jedem Kapitel die Quellen angaben dazu. Trauriger Abschluss bildet die unvollständige Liste der Namen von rund 500 vom Regime getöteten Menschen aller Altersstufen.

 

Fazit:

 

Diesem Buch, das den mutigen Frauen (und Männern) im Iran, die gegen das Frauen verachtende Regime protestieren und dabei nicht selten ihr Leben opfern, gebe ich eine Leseempfehlung und 5 Sterne.