Rezension

Intensiv, düster und herzzerreißend schön

Twelve of Nights – Das gestohlene Herz -

Twelve of Nights – Das gestohlene Herz
von Nena Tramountani

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Klappentext von „Twelve of Nights“ hatte mich magisch angezogen. Ein griechisches Bergdorf, eine uralte Sage und eine Liebe, die nur zwölf Nächte im Jahr existiert. Das klingt nach spannenden Lesestunden. Obwohl das Buch ganz anders war als erwartet, wurde ich nicht enttäuscht.

„Später, wenn ich verzweifelt nach dem Sinn suchen würde, würde ich mich fragen, ob das der wahre Grund war, aus dem Daphne in mein Leben getreten war: damit ich Steriani verzeihen könnte. Später. Doch im Hier und Jetzt verabschiedete sich mein Verstand. »Danke«, sagte sie mit einem Lächeln. Der Abgrund öffnete sich und verschlang uns beide.“ Zitat aus „Twelve of Nights – Das gestohlene Herz“ von Nena Tramountani.

Die zwölf Raunächte leiten in Dodekada, einem abgelegenen griechischen Bergdorf, den Jahreswechsel ein. Doch einer alten Legende zufolge suchen in dieser Zeit dämonische Wesen das Dorf heim. Sie werden Kalikanzari genannt und sollen uralten Sagen zufolge ein Menschenleben fordern. Als Daphne während der Raunächte Ioanna begegnet, fühlt sie sich sofort zu ihr hingezogen. Doch ihre Liebe kann nur während der Raunächte existieren.

Dank des einnehmenden Schreibstils von Nena Tramountani bin ich schnell in dem Buch versunken. Irgendwie hatte ich eine Fantasygeschichte erwartet, die zum Teil in einer anderen Welt spielt. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall. Schauplatz des Geschehens bleibt vorwiegend das griechische Bergdorf. Es gibt nur kurze Ausflüge zu einer anderen Insel. Der Fantasy-Anteil ist insgesamt sehr gering. Obwohl ich mich auf Dämonen und fremde Welten gefreut hatte, konnte mich dieses Buch, und vor allem die wundervollen Liebesgeschichte, vollkommen überzeugen.

„Nicht Daphne war die Ahnungslose, sondern ich. Ein Leben lang war ich begraben gewesen: Mit jeder Berührung, mit jedem Seufzen zerrte sie mich an die Erdoberfläche, bis ich hier, durch sie, zum ersten Mal richtig Luft holen kann.“ Zitat aus „Twelve of Nights – Das gestohlene Herz“, Seite 186.

Der Fokus liegt sehr stark auf dem Romance Anteil. Ich liebe die Mischung aus Schwere, Schmerz und bedingungsloser Liebe. Das Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen, die sich in Rückblicke und die Gegenwart gliedern. Der Leser begleitet Daphne und Ioanna über ein paar Jahre hinweg. Obwohl nicht viel passiert und das Tempo sehr ruhig ist, war ich dennoch völlig gebannt. Oft dachte ich „ohhhh, wie schön“. Denn diese Geschichte hat mein Herz höherschlagen lassen. Es geht darum, all seine Masken fallen lassen zu können. Man selbst zu sein, ohne sich für seine Schwächen zu schämen. Zu lernen, sich selbst zu lieben und an sich zu glauben. Über allem liegt eine gewisse Melancholie. Denn Daphnes und Ioannas Liebe existiert nur zwölf Tage im Jahr. Der Leser bekommt eine Ahnung davon, was sein könnte, wenn Ioanna Daphne nicht immer wieder verlassen müsste.  Doch zwölf Tage im Jahr sind zu wenig, um einen Menschen mit all seinen Fehlern und Schwächen kennenzulernen. Zu wenig, um den Partner in- und auswendig zu kennen.

„»Genau das will ich. Ein langweiliges Leben mit dir. Denselben Tag, wieder und wieder. Ich will, dass wir uns so sehr aneinander gewöhnen, dass uns gar nichts mehr überrascht. Ich will jeden deiner Blicke, jede deiner Gesten deuten können. Ich will wissen, was du sagen wirst, noch bevor du den Mund öffnest. « Zittrig holt sie Luft. »Ich will dein Zuhause sein.«“ Zitat aus „Twelve of Nights – Das gestohlene Herz“, Seite 255.

Mir hat auch gut gefallen, wie die Autorin Folklore rund um die Raunächte mit der Geschichte verflochten hat. Der Leser erfährt zwar sehr wenig, aber dadurch wird die Spannung konstant gehalten. Am Ende bleiben sehr viele Fragen offen, wodurch ich es kaum erwarten kann, den Folgeband in den Händen zu halten.

FAZIT: Mit  „Twelve of Nights – Das gestohlene Herz“ von Nena Tramountani erwartet den Leser eine ganz zauberhafte Liebesgeschichte mit leichtem Fantasy-Anteil. Diese Geschichte ist tragisch, voller Schmerz und doch bittersüß. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und war völlig von der Chemie zwischen Daphne und Ioanna gebannt. Von mir gibt es 4,5 Sterne und ich freue mich schon sehr auf den Folgeband.