Rezension

Ein Wechselbad

Ich, Maija - Maija Plissezkaja

Ich, Maija
von Maija Plissezkaja

Bewertet mit 3.5 Sternen

In diesem Buch erzählt die Ballerina Maija Plissezkaja ihr Leben. Sie verliert schon früh im stalinschen Terror ihren Vater, die Mutter wird deportiert. Wie sie aus dieser Situation heraus die große Tänzerin werden konnte, die sie ja nun anerkanntermaßen ist, ist mal mehr, mal weniger spannend zu lesen. Die Kindheit ist sehr lebendig und anschaulich erzählt, spätere Jahre wirken zersplitterter, nicht so konzentriert und pointiert beschrieben. Die Plissezkaja scheint ihre Autobiographie aber nur anhand ihrer Tagebucheinträge und ohne Fremdhilfe geschrieben zu haben und sie ist ja nun keine Autorin im eigentlichen Sinne.

Ihr Buch ist in großen Teilen eine Anklage an das Sowjet-Regime, das den unter ihm lebenden Menschen kaum Luft zum Atmen ließ, eine Anklage gegen Vetternwirtschaft und von persönlichen Neigungen beeinflußten Entscheidungen oberster Bonzen. Zugleich ist es aber auch ein beeindruckendes Zeitzeugnis über das Leben und den Kampf der bildenden Künstler in der ehemaligen Sowjetunion und über die schöpferische Kraft, die auch durch scharfe Repressionen nicht zu unterdrücken war. Nicht nur tanzgeschichtlich interessant...