Rezension

Ein Buch voller Lieblingsstellen

Das Haus zur besonderen Verwendung - John Boyne

Das Haus zur besonderen Verwendung
von John Boyne

Bewertet mit 4 Sternen

'Tatsächlich war es Asja, an die ich eines Spätnachmittags dachte, als ich den Lesesaal des Winterpalais kennenlernte. Die Türen standen offen, und ich wollte schon daran vorbeigehen, überlegte es mir jedoch instinktiv anders und spazierte hinein ' und fand mich mutterseelenallein in der Stille einer Bibliothek wieder, zum ersten Mal in meinem Leben. '

John Boyne war mit bekannt, da ich auch 'Der Junge, im gestreiften Pyjama' gelesen hatte, ja selbst den Film habe ich gesehen. Nun legte Boyne nach und auch dieses Buch musste ich lesen.

Russland 1915: Georgi verhindert ' plötzlich und unerwartet ' ein Attentat auf ein Mitglied der Zarenfamilie. Solch ein Mut soll belohnt werden und so bekommt der kleine Bauernsohn auch Kaschin, die Möglichkeit nach St. Petersburg zu kommen.

Er soll dem Zarewitsch Alexei, dem Thronfolger, zur Seite stehen und auf ihn aufpassen. Es ist eine ganz neue Welt für ihn, voller Gold und Drill, voller Armut und Grausamkeit. Georgi ist ein sechzehnjähriger Junge als er in den Wirren der Zarenfamilie und des Krieges seine große Liebe findet: Anastasia, die Tochter des Zaren. Doch die Revolution steht vor der Tür und diese Liebe darf nicht sein'

Ganz unbedarft bin ich an dieses Buch heran gegangen, so à la 'Ich lese das jetzt mal!' Das ich dann plötzlich mit den Gedanken in Russland lande und mich stundenlang mit der Zarenfamilie beschäftige, dass habe ich nicht erwartet.

Schon nach 20 Seiten hatte mich John Boyne in seine Geschichte hinab gesogen. Er erzählt zum einen die GEschichte um Georgi und die Zarenfamilie. Tiefe Einblicke in die damaligen Unterschiede von Arm und Reich, sind genau so nachvollziehbar, wie die Gefühle des Zaren.

Zum anderen erzählt er die Geschichte von GeorgiundSoja, die aus Russland geflohen sind um in Europa ihr Glück zu suchen. Sie werden manchmal geschnitten, vor allem in den Jahren 1935 ' 1944, aber immer halten sie an ihrer Liebe fest. Und ja richtig, Georgi ist auch der Zarenaufpasser Georgi.

Zuerst befinden wir uns mit GeorgiundSoja ( warum ich dies so schreibe, wird nicht verraten) im Jahr 1981. Ihre Lebensabschnitte werden rückwirkend, aber chronologisch erzählt, so dass wir am Ende mit beiden im Jahr 1907 landen.

Diese Erzählweise birgt wunderbare Geheimnisse, die der Autor bis kurz vor Schluss verheimlichen kann. Auch ich bin vorher nicht auf die Zusammenhänge gekommen, da ich mich so gefangen genommen fühlte von der Geschichte, dass ich es einfach nicht bemerkte.

Zwar hat der Autor einen eigenen Erzählstil, der manchmal eher klinisch korrekt und unnahbar rüber kommt, aber an anderen Stellen ist er dann umso herzlicher und lässt tiefe Blicke in die Gefühle der Protagonisten zu.

Fasziniert hat mich die Geschichte rund um die Zarenfamilie. Vorher hatte ich mich mit dieser Zeit nie beschäftigt und sogar, dass die Romanows 300 Jahre geherrscht hatten, war mir neu. So lernte ich allerhand, spielerisch dazu und freute mich darüber.

Empfehlen kann ich euch folgende Seite, die vom Verlag aus initiiert ist: [...]

Dort könnt ihr euch Fotos von der Zarenfamilie, sowie die wichtigsten Gebäude der Geschichte anschauen. Es gibt viele Zitate aus dem Buch und sowie Zeittafeln und Leseprobe. Schaut einfach mal vorbei!

Dieses Buch hat mich mitgenommen auf eine Reise, die ich nicht für möglich und auch nicht für interessant gehalten habe. Aber John Boyne hat mich eines besseren belehrt. Danke!