Rezension

Gelungene Othello-Adaption

Töchter der Lagune - Silvia Stolzenburg

Töchter der Lagune
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

Venedig 1570: Die junge Desdemona verliebt sich in den älteren General Christoforo Moro und heiratet ihn heimlich. Als der Doge Moro nach Zypern schickt, das von den Osmanen belagert wird, begleitet Desdemona ihn. Das Glück der beiden hält nicht lange, denn Jago, einer von Moros Offizieren, ist von Missgunst und Rachegelüsten zerfressen und schmiedet eine Intrige gegen seinen General.

Elissa begleitet ihre Eltern nach Rom, doch auf dem Weg dahin fallen sie Piraten in die Hände. Elissa wird auf dem Sklavenmarkt verkauft und landet im Harem Sultan Selims II., wo sie den Intrigen der Haremsdamen zunächst hilflos ausgesetzt ist. Doch auch ihr Blatt wendet sich.

Silvia Stolzenburg hat sich in ihrem Debütroman an einer Adaption von Shakespeares „Othello“ versucht – und, das ist ihr wunderbar gelungen. Und keine Angst: Auch wer Othello schon kennt, kommt auf seine Kosten, zum Einen, weil die Autorin die Figuren sehr gut ausarbeitet, durch die Romanform hat sie da ganz andere Möglichkeiten als sie Shakespeare hatte, zum Anderen, weil man nie weiß, inwieweit sie tatsächlich der Vorlage folgt, denn die Autorin hat durchaus ihre eigene Geschichte erzählt.

Dabei hat sie die Geschichte in eine tatsächliche historische Situation eingebettet (die die Autorin im Prolog zusammenfasst) und lässt auch einige historische Personen auftreten. Das macht das Ganze sehr authentisch und hat mich wieder einmal dazu veranlasst, mich mit den Personen und dem Zeitgeschehen zu beschäftigen. Shakespeares „Othello“ kannte ich schon, für mich gab das der Geschichte einen besonderen Reiz.

Der Roman besteht im Grunde aus zwei Geschichten, die erst ganz am Ende zusammenlaufen. Innerhalb der beiden Hauptgeschichten, erzählt die Autorin in mehreren Erzählsträngen, wodurch es möglich ist, erstere aus mehreren Perspektiven zu betrachten. So begleiten wir neben Moro, Desdemona und Jago z. B. auch noch einen weiteren Offizier, und neben Elissa auch Selim. Dem Leser wird somit ein tieferer Einblick auch in die Gedanken- und Gefühlswert der Nebenfiguren erlaubt. Das trägt, auch durch die kurzen Kapitel, deutlich zur Spannung bei, da es der Autorin dadurch möglich wird, immer wieder kleine Cliffhanger einzubauen.

Mir gefällt auch die Sprache, in der die Autorin erzählt, sie erscheint mir der Zeit und auch Shakespeare angepasst, ab und zu etwas „schwülstig“, aber nie übertrieben. Die Autorin erzählt sehr bildhaft, der Roman lässt sich flott lesen und ist bis zum Ende spannend.

Wie vom Verlag gewohnt, ist die Ausstattung des Buches sehr gut, neben einem Lesebändchen gibt es eine Karte und im Anhang erzählt die Autorin noch über „Fakten und Fiktion“. Und auch das Cover passt wunderbar. Nur ein Personenregister fehlt dieses Mal leider.

Auch dieses Buch der Autorin hat mich wieder begeistert. Eine spannende Handlung wurde in einen sehr gut recherchierten historischen Hintergrund integriert. Allen Freunden historischer Romane kann ich dieses Buch daher uneingeschränkt empfehlen.