Rezension

Etwas spannungsarmer Kriminalroman mit guten Milieuschilderungen

Mörderische Reklame
von Olaf Kolbrück

Bewertet mit 4 Sternen

Als ein Mann lebensgefährlich verletzt aufgefunden und der Obdachlose Waldemar der Tat verdächtigt wird, bittet die Bankierswitwe Doris Unbehaun, die sich u. a. auch für die Obdachlosenhilfe einsetzt, ihre Freundin, die ehemalige Polizistin Eva Ritter, um Hilfe. Zunächst gilt es, die Identität des Verletzten zu klären, denn nur so ist es möglich, ein Motiv für die Tat zu finden.

 

Eva Ritter ist eine etwas andere Ermittlerin, als frühere Polizistin kennt sie sich aus, ermittelt nun aber sozusagen privat, zudem ist sie gehandicapt, denn sie leidet an Morbus Pompe, einer heimtückischen Muskelerkrankung. Ich mag es, wenn Ermittler auch ein Privatleben haben und man von Roman zu Roman mehr über die Person erfährt. Ich halte es auch für eine gute Idee, wenn ein Autor seinen Roman nutzt, um auf eine unbekannte Krankheit hinzuweisen. Dadurch, dass er mit Eva die Auswirkungen erlebt, erhält der Leser die Chance, sich in jemanden, der erkrankt ist, hineinzuversetzen, zumal Evas Erkrankung auch in das Geschehen passt. Leider nimmt aber auch hier, wie auch schon im Vorgänger, Evas Privatleben etwas überhand, wieder gibt es eine Storyline, dieses Mal um Evas Exmann, auf die man gut hätte verzichten können, vor allem, da sie recht aufgesetzt wirkt.

 

Ich habe den Roman gerne gelesen, vor allem, weil Eva und ihre Freunde, neben Doris gibt es noch den Ex-Sträfling Wim, der mein Lieblingscharakter ist, so sympathisch und außergewöhnlich sind. Wie schon im Vorgänger hat der Autor ein Händchen für Milieuschilderungen, hier erfahren wir z. B. etwas über die Zirkus-, die Obdachlosen- und die Werbeszene, alles sehr anschaulich. Woran es dem Roman erheblich mangelt, ist Spannung, allerdings ist es auch nicht unbedingt eine Geschichte, bei der man viel Spannung erwarten könnte, mir hat sie auch nicht unbedingt gefehlt. Am Ende hat der Autor zwar versucht, an der Spannungsschraube zu drehen, allerdings nach dem bekannten Schema: Eine der Hauptfiguren gerät in Gefahr. Mir ist das mittlerweile einfach zu ausgelutscht und nervt mich mehr als dass ich es spannend finde. Die Auflösung ist gut durchdacht und lässt einen das Buch zufrieden zuschlagen.

 

Insgesamt ein gut gelungener Kriminalroman mit interessanten Ermittlern, gelungenen Milieuschilderungen und einer logischen Aufklärung. Ich kann die Eva-Ritter-Romane wirklich empfehlen, wer nicht unbedingt auf Spannung baut, wird sich gut unterhalten fühlen.