Rezension

Das Liliengrab von Valentina Berger

Das Liliengrab
von Valentina Berger

Nach Der Augenschneider" erscheint mit Das Liliengrab" von Valentina Berger der zweite Thriller aus der Feder der deutschen Autorin.
Der Roman beschäftigt sich mit dem sensiblen aber auch hoch emotionalen Thema Kindermorde.
Valentina Berger versucht mit dem Bild das sie von der Hauptakteuren liefert einen Thriller der Extraklasse zu kreieren.
Das gelingt ihr aber meiner Meinung nach nur bedingt. Warum ?
Zunächst einmal scheint das Offensichtliche zu offensichtlich. Der Leser wird hier - im Gegensatz zum klassischen Thriller- zum Zeugen degradiert, d.h. er verfolgt einen großen Teil der Handlung respektive der Ermittlungen einfach mit. Besonders frappierend erscheinen dem Leser wiederkehrende Logikbrüche in der Geschichte. Wichtige Tatsachen die dem Leser in den Sinn kommen da er sich mit dem Buch auseinander setzt werden von der Autorin einfach übergegangen , ignoriert und in der Geschichte einfach weggelassen.
Dadurch das dem Leser der Täter quasi präsent ist bleibt meiner Meinung nach einfach zu wenig Spielraum für eigene Gedanken und Vermutungen, die einem Leser ja oft während des Lesens eines Thrillers kommen (sollen).
Durch diese Zeugenposition kann sich auch nur bedingt ein kontinuierlicher Spannungsbogen aufbauen. Dieser bezieht sich in der Regel nur auf punktuelle Geschehnisse im Buch um danach wie der buchstäbliche Berg in ein dunkles Tal zu münden. Dort angelangt wird der Leser durch ein Psychogramm der Hauptfigur in einen Exkurs in Psychiatrie entführt, der mehr langweilt, als unterhält geschweige denn aufklärt oder sachlich fundiert wirkt.
Zäh ziehen sich die Stücke bis zum nächsten Höhepunkt um dann dort weiterzumachen wo die Geschichte vor dem Spannungsmoment geendet hat.
Der Charakter der Hauptfigur spricht für sich. Hier kann man dem geneigten Leser nicht viel verraten ohne zu viel zu verraten oder vorweg zu nehmen.
Realistisch kommt die Figur in sich herüber auch wenn sie im Kontext zur Geschichte die Geschichte selber doch wieder sehr konstruiert wirken lässt.
Besonders gut hat mir persönlich die Figur der Forensikerin gefallen da sie kontinuierlich ehrlich, authentisch und dadurch auch sympathisch auf mich als Leser gewirkt hat. Die beiden männlichen Personen waren in sich sehr facettenreich was manchen Dialog sicherlich unterhaltsam gestaltet hat, aber Schluss endlich waren sie meiner Meinung nach zu facettenreich um sich eine konkrete Meinung zu bilden. Sie blieben irgendwie als Potpourri voller Emotionen , Gedanken und Gefühle zurück ohne das man sich konkret ein Bild von ihnen als einzelne Person für sich machen konnte.
Die Geschichte selber ist in mehrere Kapitel unterteilt und zieht sich über fast 400 Seiten dahin.
Als Taschenbuch noch die günstige Variante, eine Hardcover Ausgabe hätte sich preislich auch wahrscheinlich nicht durchgesetzt.

FAZIT: Von einem guten Thriller leider aufgrund der oben beschriebenen Kritikpunkte noch weit entfernt, die Geschichte wirkt konstruiert und die Personen bis auf eine Ausnahme auch nicht wirklich gut durchdacht ausgearbeitet.
Eigentlich nur maximal 2,5 Sterne aber weil sich die Autorin sich an ein derart schwieriges Thema herangetraut hat gibt es 3 Sterne.