Der Schwarze Engel
Bewertet mit 4 Sternen
Mehr als vierzig Jahre nach dieser furchtbaren Nacht erzählt eine Großmutter ihrem Enkel davon, berichtet ihm die Wahrheit, so wie sie sie erlebt hat. Alma verlor bei dem Unglück ihre Schwester und glaubt auch zu wissen, wer für die Explosion verantwortlich war. Ihr Versuch, Nachforschungen anzustoßen, endete damit, dass sie ihre Arbeit verlor und immer mehr aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurde. Weitere Schicksalsschläge werden sie treffen und fast um den Verstand bringen. Sie wird sich mit ihrer Familie überwerfen und erst spät, ihrem Enkel gegenüber, ihr Schweigen wieder brechen.
Dieser Enkel ist der Erzähler der Geschichte und er berichtet nicht nur das, was er von seiner Großmutter Alma erfuhr. Schon sein Vater hat in wesentlichen Punkten eine andere Sicht der Dinge und beim Lesen tun sich noch diverse Möglichkeiten auf, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Nicht ohne Grund gab es von den Überlebenden und Trauernden die unterschiedlichsten Verdächtigungen!
Wie in einem Puzzle werden immer wieder neue Aspekte enthüllt, werden neue Personen eingeführt, die durchaus an dem Unglück beteiligt gewesen sein können. Ich ertappte mich dabei, mal den zu verdächtigen, dann den…
So zeichnet der Autor das Bild einer amerikanischen Kleinstadt mit all ihren Facetten und Vorurteilen, mit Menschen, die irgendwie versuchen, ihr Leben zu leben und manches Mal daran scheitern. Mit Geheimnissen, begangenen Fehlern und Ängsten. All das so lebendig beschrieben, dass man gerne dranbleibt bis am Ende – endlich – alle Fäden zusammenlaufen.
»1989 fing der Schwarze Engel, der über den nicht identifizierten Toten wachte, an zu tanzen. Leute, die Kränze ablegen wollten, sahen, wie der Engel ein wenig mit den Hüften wackelte, und riefen nach weiteren Augenzeugen; tatsächlich gab es bald etliche Beobachter des himmlischen Tanzes. Da informierte man die Zeitung. Der noch immer glänzende Grabstein, auf dem der Engel stand, war so hoch wie zwei Männer und voller Namen, die vor Jahrzehnten in den Marmor gehauen worden waren. Der Schwarze Engel stand dort oben und hielt eine Fackel in der Hand, wohl für den Fall, dass die Wahrheit in der Dunkelheit vorbeischleichen wollte. Auch die Flamme war inzwischen schwarz geworden.«