Rezension

Ansprechendes Kinderbuch

Rosie und Moussa - Michael de Cock, Judith Vanistendael

Rosie und Moussa
von Michael De Cock Judith Vanistendael

Rosie und Moussa klettern heimlich auf das Hochhausdach: Von hier hat man eine wunderbare Aussicht über die ganze Stadt. Wunderschön ist das! Nur erwischen darf sie niemand, denn natürlich ist das Betreten des Dachs strengstens verboten. Und als die Zugangstür abgeschlossen wird, sind die beiden gefangen und niemand ahnt, wo sie sind... Zum Glück gibt es immer eine Lösung, und die beiden haben auch schnell eine passende Idee.

Diese kleine Kindergeschichte kommt ganz locker-leicht daher. Sie schildert ein kleines Problem und seine Lösung. Und dennoch hat sie Tiefe, denn viele Aspekte werden nur angedeutet: Warum mussten Rosie und ihre Mutter so plötzlich umziehen, und das mit so leichtem Gepäck, dass sie noch nicht einmal einen Möbelwagen brauchten? Wo ist der Vater, über den Rosie zunächst nicht mit Moussa sprechen will? Was bedeutet es für Moussa, wenn er wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird? Ist Herr Tak der Hausmeister oder warum hat er sich zum Ordnungshüter ernannt, der vor allem die ausländische Familie auf dem Kieker hat? Ist Frau Himmelreich, die schon etwas vergesslich wird, einsam? Die Illustrationen von Judith Vanistendael tragen ihren Teil dazu bei, denn sie führen manchmal über den Text hinaus: So sehen wir den grummeligen Hausmeister auf dem Dach tanzen, als er sich unbeobachtet fühlt. Es hat eben jeder Mensch mehrere Seiten.

Dieses Buch malt keine heile Welt, aber es zeigt, dass es bei Problemen auch Lösungen, bei Trauer Trost geben und ein Ende auch einen Anfang bedeuten kann. Es macht Mut und kommt mit seiner menschlichen Botschaft auch bei Kindern ganz unaufdringlich an.