Rezension

Halb Krimi, halb Reiseführer

Bloody Rosemary - Katharina M. Mylius

Bloody Rosemary
von Katharina M. Mylius

Bewertet mit 3 Sternen

“The Oxbury” ist ein Edel-Restaurant in der britischen Universitätsstadt Oxford und zugleich Schauplatz eines Mordes: Die gemeinhin wenig beliebte Inhaberin Rosemary Hogan liegt erstochen in der Küche ihres Lokals. In der Hand hält die Tote einen Rosmarinzweig. Heidi Green und Frederick Collins von der Thames Valley Police begeben sich auf Täter-Suche. Gleich mehrere Verdächtige rücken ins Visier der Ermittler – angefangen bei der Familie des Opfers über die Angestellten des “Oxbury” bis hin zur Konkurrenz auf kulinarischem Terrain.

“Bloody Rosemary” ist ein Paradebeispiel des “Who done it”-Krimis. Leser, die gerne rätseln wer der Mörder ist, können ihrer Passion bis zum Ende des Buches ausgiebig fröhnen. Verdächtig ist nämlich nahezu jeder, der mit der streitlustigen Wirtin zu tun hatte.

“Die Toten vom Magdalen College” lautet der Titel des ersten Falls für die beiden Inspectors Green und Collins. Da es sich aber jeweils um abgeschlossene Fälle handelt, muss man den Erstling nicht gelesen haben, bevor man sich “Bloody Rosemary” widmet.

Die 1981 geborene Autorin Katharina M. Mylius hat selbst einige Zeit in Oxford gelebt – ein Fakt, den man der Geschichte sofort anmerkt, manchmal nur leider allzu deutlich. Denn die ausführlichen Beschreibungen der altehrwürdigen Gebäude und zur Stadthistorie lassen die eigentliche Story teilweise in den Hintergrund treten. Dadurch ist “Bloody Rosemary” halb Krimi, halb Reiseführer.

Die Darsteller bleiben allesamt ziemlich blass und konturlos. Weder Frederick Collins noch seine Kollegin Heidi Green sind richtige “Typen”. Geradezu nervig ist aber der bemühte Slang der “The Oxbury”-Angestellten Samuel Fisher und Vanessa Holloway, bei dem ständig Buchstaben und Endungen verschluckt werden. Außerdem nimmt das Privatleben der Hauptfiguren mehr Raum ein als nötig.

Ich musste jedenfalls feststellen: 254 Seiten können sehr lang sein. 229 Seiten davon umfasst der Kriminalroman. Die restlichen Seiten sind mit einem thematisch passenden Anhang versehen: Dort stellt Katharina M. Mylius ausgewählte Rezepte aus der Region Oxfordshire vor. Obwohl die britische Küche im Allgemeinen auf der lukullischen Beliebtheitsskala generell kaum die volle Punktzahl erreichen dürfte, hören sich die meisten Gerichte richtig lecker an. Das “Oxford Beef Stew” und der “Oxfordshire Bacon Rolypoly Pudding” stehen schon auf dem Menüplan für die kommenden Wochen.

Krimis lesen und Kochen sind zwei meiner großen Leidenschaften, die das Buch “Bloody Rosemary” für mich im Vorfeld so interessant gemacht haben. Ganz erfüllen konnten sich meine Erwartungen leider nicht. Die bis zum Ende durchgehend überzeugende Krimihandlung wurde durch die langwierigen Schilderungen über Oxford und das Privatleben der Ermittler leider beeinträchtigt. Schade, da wäre mehr drin gewesen!