Sehr schönes Hörbuch
Bewertet mit 5 Sternen
Dieses Buch ist eine Mischung aus historischem Roman und einer Liebesgeschichte des 17. Jahrhunderts, die keine sein durfte.
Geschickt verbindet die Autorin die realen Fakten zu Descartes und seinem Leben dank großartiger Fantasie und wunderbarer Erzählkunst zu einer schönen Geschichte.
Es gelingt ihr die Lebensumstände und Standesunterschiede, die Denkweisen, sowie die Atmosphäre der damaligen Zeit darzustellen. Der Leser entdeckt die Anfänge der neuzeitlichen Philosophie, indem er Descartes über die Schulter schaut. Er arbeitet auf dem Gebiet der Metaphysik und von ihm stammt die bekannte These: "Ich denke, also bin ich."
Descartes wissenschaftliches Denken und sein eher menschenscheuer Charakter sind Helena am Anfang fremd. Ihre Intelligenz schafft allerdings Wissensdurst und so geniesst sie es, mit Descartes zu reden und sich selbst ein Bild seiner Forschungen zu machen. Als sie gemeinsam eine Tochter haben, lässt Helena das Kind taufen und setzt alles daran, dass sie vom Vater einen Lehrer gestellt bekommt.
Dazu lebt sie mit Descartes in einem Haushalt, allerdings ist sie weiterhin offiziell Magd, auch wenn sie das nicht sein möchte. Die religiösen Schranken und die Standesunterschiede machen keine Heirat möglich. Ihre Hoffnung auf ein gemeinsames Familienleben erfüllt sich nur bedingt.
Die Sprache ist das Besondere an diesem Roman: man gleitet dahin und hört die wunderschön poetisch klingenden Passagen, die auch die Landschaft am Meer, den Kleidungsstil und die Einrichtungen der Häuser beschreiben, ja fast schon malen. Aber noch mehr werden Stimmungen mit Worten nachgebildet, die dann wie in einem Film vor dem geistigen Auge stehen und man fühlt mit den Figuren mit. Hier werden Worte zu Bildern und es entsteht eine Faszination, die einzigartig gefühlvoll ist und die Zeit gut widerspiegelt.
Auch wenn Helena Fähigkeiten besitzt, die zu ihrer Zeit ungewöhnlich waren, kann sie diese nicht einsetzen. Selbst ihr eigens angefertigtes Alphabet mit Zeichungen versehen und für Kinder bestimmt, kann sie nicht veräußern. Frauen hatten damals nicht die Rechte wie Männer. Das wird in diesem Buch mal wieder deutlich.
Selten habe ich so gern einem Hörbuch gelauscht. Die Sprecherin war genau die richtige Besetzung für diesen Roman. Ihr ist es gelungen, die Personen genau herauszuarbeiten, die Kinderstimme klingen zu lassen und die französischen und holländischen Sätze nicht fremd klingen zu lassen. Gebannt hört man ihr zu und taucht in die Handlung ein.
Ein wunderbar geschriebener Roman, der die Geschichte einer Frau zeigt, die in heutiger Zeit besser angesiedelt wäre. Sehr schön zu hören und bewusst zu genießen! Ein echtes Hörerlebnis!