Knappe, aber gute und lesbare Übersicht
Bewertet mit 5 Sternen
Neue Erkenntnisse über die Außenpolitik der Weimarer Republik sollte der Leser dieser knappen Darstellung nicht erwarten, aber der Autor erhebt auch gar nicht diesen Anspruch. Stattdessen gibt er eine hervorragende Übersicht über die Tendenzen der deutschen auswärtigen Politik von 1919 bis 1933 und den heutigen Forschungsstand. Die beiden im Untertitel genannten Pole Revisionismus und Verständigung sind dabei keineswegs gleichberechtigt, im Gegenteil, jegliche Verständigungsbereitschaft verfolgte letztendlich das Ziel, die Bestimmungen des Versailler Vertrages auszuhebeln. Insofern ließe sich das Stresemannsche Wort vom "Vernunftrepublikaner" auch zum "Vernunftvertändigungspolitiker" umformulieren.
Was mich an der Darstellung besonders erfreut hat, ist die Tatsache, dass Kraus bei der Übersicht über die verschiedenen außenpolitischen Konzeptionen der 20er Jahre auch die sonst meist zu kurz kommenden pazifistischen Vorstellungen der DFG und des DFK erwähnt.