Rezension

Geschichte - "neu" recherchiert ?

Der Treppenwitz der Weltgeschichte - William L. Hertslet, Winfried Hofmann

Der Treppenwitz der Weltgeschichte
von William L. Hertslet Winfried Hofmann

Bewertet mit 3 Sternen

Seit seinem Erscheinen wurde das Werk "Der Treppenwitz der Weltgeschichte" bis zum heutigen Tage zum geflügelten Wort. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die geistreichen, klugen, prophetischen, meist pathetischen überlieferten Aussprüche von Dichtern, Denkern, Politikern, Feldherren u. v. a. von der Antike bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder unter Auswertung der modernen Geschichtsforschung untersucht. Es zeigte sich, dass gerade das Pikante, das Erhabene und Ergreifende häufig schlicht - erlogen ist! In konzentrierter Form wird in diesem kurzweiligen Werk eine ungeheure Fülle von exaktem Geschichtswissen vermittelt, das aus schwer zugänglicher alter und neuer Fachliteratur erschlossen wurde.

Ich habe dieses Buch bereits in einer früheren Auflage in den 1990ern gelesen.

Ein Großteil des Unmuts über dieses Buch rührt wohl daher, dass nirgendwo in der Beschreibung erwähnt wird, dass die Erstausgabe dieses Werks 1882 erschienen ist, zu einer Zeit also, als Autoren und Leser einen anderen Schreibstil gewohnt waren als heute.

Das Buch ist ein Klassiker, und das mit Recht, denn dem Interessierten bietet es eine Menge interessanter historischer Einsichten. Wer Angst vor dem altmodischen Stil hat, sollte statt dessen Gerhard Prauses "Niemand hat Kolumbus ausgelacht" kaufen - die gleiche Thematik, nur leichter verdaulich aufbereitet.

Nebenbei: Das Wort "Treppenwitz" hat hier nichts mit lustigen Geschichten zu tun, sondern bezeichnet einen Einfall, der einem einen Moment zu spät kommt, eben dann, wenn man schon nicht mehr zusammen mit seinen Freunden sitzt, sondern beim Heruasgehen auf der Treppe ist. Auf die gleiche Weise passierten sind auch die im Buch beschriebenen Ereignisse nichts als nachträgliche "Einfälle", mit denen spätere Generationen die Geschichte "korrigierten".