Rezension

Mehr psychische Studie als Krimi - trotzdem gut

Riesling und ein Mord - Kerstin Lange

Riesling und ein Mord
von Kerstin Lange

Bewertet mit 4.5 Sternen

Endlich, nach vielen Schlägen und Demütigungen, hat sich Pia Renner dazu aufgerafft, ihren prügelnden Freund Lukas Grimm zu verlassen. Ausgerechnet in dieser Nacht geht es ihrer Freundin Sabrina nicht gut und Pia bleibt allein in einer Bar zurück. Auf dem Weg zu ihrer Freundin in den frühen Morgenstunden begegnet sie ihrem Mörder. Die Polizei verhaftet Lukas, der in der Nähe des Tatortes gesehen wurde. Als ein paar Tage später eine weitere junge Frau den Angriffen des Messerstechers erliegt, muss Lukas wieder freigelassen werden. Kriminaloberrat a.D. Ferdinand Weber, ein Nachbar von Pia und Lukas, kann es nicht lassen und beginnt neben der Polizeiarbeit zu ermitteln.

Ich finde, "Riesling und ein Mord" sollte nicht als Kriminalroman, sondern eher als Psychokrimi, bezeichnet werden. Es geht auch in weiten Strecken nicht um den Mord an Pia und einer weiteren jungen Frau, sondern eher um die Gesamtumstände, in denen die Protagonisten leben. Es geht um Männer, die ihre Frauen oder Freundinnen schlagen, misshandeln oder stalken. Um Frauen, die sich nicht wehren, sondern eher in Schockstarre verharren und trinken. Um zwei ältere Herren, die nach dem Tod ihrer Frauen versuchen, wieder ein eigenes Leben aufzubauen. Für mich war dieses Buch in weiten Strecken eher ein Einblick in die Seelen der Handelnden als ein Krimi. Der Fall an sich ist nachvollziehbar und hat mich ab ca. der Hälfte des Buches in seinen Bann geschlagen. Obwohl ich schon bald einen vagen Verdacht hatte, blieb der Täter für mich lange Zeit im Dunkeln. Die sehr verschiedenen Protagonisten mit ihren Stärken und Schwächen sind gut beschrieben. Ich hatte bald ein klares Bild von den meisten im Kopf. Besonders gefallen haben mir die Beschreibung von Speyer. Die Stadt ist gleich auf meine "will ich noch besuchen"-Liste gewandert. Bei einem Besuch von Weber in einem Redtaurant ist mir bei der Aufzählung der köstlichen regionalen Gerichte das Wasser im Mund zusammengelaufen. Insgesamt gesehen hat mich das Buch gut unterhalten, auch wenn ich die kriminalistische Arbeit etwas vermisst habe. Der Fall aus Speyer bekommt von mir gute 4 von 5 Sternen.