Rezension

Wie alte Freunde treffen

Stolz und Vorurteil - Jane Austen

Stolz und Vorurteil
von Jane Austen

Eine Familie braucht einen männlichen Erben. Zumindest im 19. Jahrhundert. Dass Mr. und Mrs. Bennett allerdings fünf Töchter haben, ist ein Greul. Denn sie müssen alle gute verheiratet werden, schließlich erbt keine von ihnen das Haus.
Als der junge Mr. Bingley in die Nähe zieht, fängt Miss Jane Bennett gleich seine Aufmerksamkeit, denn sie ist strahlend schön. Sein Begleiter Mr. Darcy jedoch hält weder die Familie noch den Stand für tauglich und innitiiert die Abreise nach kurzer Zeit. Doch Jane ist bereits hoffnungslos verliebt - und ihre Schwester Elizabeth kann sich nur knapp dem Antrag des ulkigen Pfarrers Mr. Collins entziehen. Um sich abzulenken reisen die Schwestern, Jane nach London zu Verwandten und Lizzy zu ihrer besten Freundin, die nun Mrs. Collins ist.
Dort trifft sie Mr. Darcy wieder, der plötzlich einen ganz anderen Charakter zeigt. Lizzy muss festellen, wie sehr Vorurteile Beziehungen verhindern können - und Stolz einen Charakter verändert.

"Stolz und Vorurteil" ist keine unbekannte Geschichte. Mehrfach verfilmt (mehr oder weniger gut ^^), in unzähligen Veröffentlichungen publiziert und tausendfach kopiert (man sehe sich nur Bridget Jones an) verliert die Geschichte jedoch nie ihren Charme. Mir ist am eindrucksvollsten in Erinnerung, wie in der Verfilmung über Jane Austen selbst eine Freundin zu ihr sagt, sie warte selbst auf ihren Mr. Darcy. Weil der ist nun der Mann schlecht hin. Manierlich, kämpft um die Liebe und schätzt nur die starke Frau. In der BBC-Verfilmung fand ich Colin Firth übrigens sehr sehr gut, aber auch Matthew MacFayden in der Spielfilmlänge mit Keira Knightley kann sich sehr wohl sehen lassen.

Im vergangenen Jahr gab es zum Welttag des Buches verschiedene Bücher zum Verteilen, und ich wählte "Stolz und Vorurteil". Das hatte ich nämlich selbst noch nicht gelesen. Ironischerweise habe ich jetzt erst die andere Ausgabe aus dem Reclam-Verlag gelesen (die viel hübscher und handlicher ist ^^).

Jane Austen hatte ja eine eigentümliche Art zu schreiben, zumindest in diesem Buch. Erst nach vielen Seiten fiel mir auf, dass sie fast nichts beschreibt. Keine Kleider, kaum die Umgebung, die Zeit fast gar nicht. Es scheint absolut eindeutig, was die Frauen tragen und wie die Gegend aussieht. Nur durch die Erzählungen erfährt man mehr. So referiert Mr. Collins über die Gärten und das prachtvolle Anwesen. Auch Lizzy schaut sich genau um und erzählt meist knapp, was sie sieht.
Aber irgendwie taucht nirgendwo auf, wie z.B. die Haarfarben sind, oder wie grün die Wiesen oder bunt die Blumen sind. Es gibt so viel wörtliche Rede und Nacherzählung, dass man das aber auch kaum vermisst. Und wo es nötig ist, tauchen kurze Informationen auf, die einen eigentlich zufrieden stellen.
Ganz im Kontrast zu Jane Eyre fiel mir das natürlich besonders auf (dazu später in einem Post mehr).

Weil ich den Film mit Keira Knightley gefühlte 100 Mal gesehen habe, kannte ich einen Großteil der Geschichte sehr gut. Endlich bei den Bennetts auch geschrieben ins Haus zu treten war wie das Wiedersehen mit Freunden. Ich kannte die gefühlvolle Jane, die hitzige Lizzy, die kichernde Kitty und die fromme Mary bereits, wodurch ich natürlich doppelt leicht durch die Handlung ziehen konnte.

Als Einsteigerklassiker kann ich dieses Buch voll empfehlen. Es ist leicht zu lesen, mit einfachen Sätzen und keinen komplizierten Beschreibungen (auch, wenn man die Geschichte noch nicht kennt...). Die Handlung schreitet flott voran und man kommt gut mit. Anders als bei Jane Eyre ist das Lesen hier ein großes Vergnügen, fand ich zumindest. Für das Buch gibt es also 5 Sterne - was sonst :)