Rezension

Ein gelungenes Krimi-Debüt

Der Duft des Oleanders - Silvija Hinzmann

Der Duft des Oleanders
von Silvija Hinzmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Duft des Oleanders/Silvija Hinzmann

Kriminalhauptkommissar Joe Prohaska verbringt seine Frühpension in einem kleinen Dorf nahe Rovinj. Joe ist eine Melange aus deutschen, tschechischen und kroatischen Vorfahren und ist mehrsprachig aufgewachsen. Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ivo betreibt er ein kleines Fotostudio, will er doch einen Bildband seiner neuen/alten Heimat herausgeben.

Unversehens gerät er in einen Kriminalfall. Er findet den angefahrenen Robert, den Einsiedler, der den Vorfall nicht der Polizei anzeigen will.

 „Einmal Bulle, immer Bulle“ – diesem Motto treu, beginnt er nachzuforschen. Illegal natürlich, hat er doch in Istrien keine Befugnisse.

Immerhin wird er von Commissario Rossi als Dolmetscher für die deutschen Beamten, die im Mordfall Jäger ermitteln, herangezogen.

Wie hängen der Mord am deutschen Journalisten Jäger, der sich mit Robert treffen wollte, dem Toten, den das Trüffelschwein ausgräbt und das mysteriöse Verschwinden der Mitarbeiterin des Fremdenverkehrsbüros zusammen?

Welches Spiel treiben der undurchsichtige Unternehmer Drago Blagic und seine Handlanger?

Prohaksa findet den roten Faden, der die Verbrechen verbindet.

Zu Beginn ist der Krimi ein wenig chaotisch. Da werden dem Leser eine Menge Betroffene/Beteiligte vorgestellt. Doch das wirkt auf mich ein wenig ungeordnet. Allerdings passt Unordnung zum Balkan. Sind doch die politischen Verhältnisse nach dem Zerfall des Tito-Jugoslawiens und den Balkankriegen verwirrend.

Bald lassen sich die unterschiedlichen Handlungsstränge sortieren und ins rechte Licht rücken.

Ein bisschen klischeehaft sind die Figuren von Drago Blagic und Nora angelegt. Er, der Ex-Soldat, der an diversen Kriegsverbrechen beteiligt war, untergetaucht und nun wieder als ziemlich dubioser Geschäftsmann oben auf schwimmt. Und Nora, ein Opfer das späte Rache nehmen will.

Die Autorin deutet die Lage der Bevölkerung während des Balkankrieges an. Die Kriegsverbrechen auf allen Seiten führen zu weiteren Racheakten und Verbrechen, die sich bis heute auf die Kriminalstatistik niederschlagen.

Ein interessantes Debüt, das zwei Sätze wie ein Mantra häufig wiederholt:

„Den Konflikt hätte man auch anders lösen können“ und „Einmal Bulle immer Bulle“

Die einzelnen Figuren könnten noch nachgeschärft werden.