Rezension

Gangster-Geschichte mit großem Potential

Ghostman - Roger Hobbs

Ghostman
von Roger Hobbs

Zitat:
„Die Sekunden tickten in seinem Kopf vorüber. Wasser tröpfelte über ihm von der Betondecke.“
(S. 13)

Überlebt habe ich, weil ich äußerst vorsichtig bin. Ich lebe allein, ich schlafe allein, ich esse allein. Ich traue niemandem.“
(S. 24)

„Das hier war es, worauf ich gewartet hatte – auf einen Job, der ausnahmsweise nicht langweilig sein würde.“
(S. 55)

Inhalt:
Der Überfall auf ein Casino sollte wieder ein genialer Coup werden. Marcus hatte alles geschickt geplant. Immerhin ist er einer der erfolgreichsten Jugmarker überhaupt.

Doch der Überfall läuft nicht wie gedacht. Hector Moreno wird bei dem Raub erschossen. Jerome Ribbons flieht mit dem erbeuteten Geld und taucht unter. Ribbons ist wie vom Erdboden verschluckt.

Um Ribbons und das Geld ausfindig zu machen, braucht Marcus IHN. Jack Delton. Er ist der Mann für solche Fälle.

Kaum in Atlantic City angekommen, wird Jack auch schon vom FBI erwartet. Doch das sind nicht seine einzigen Verfolger. Jack ist in großer Gefahr!

Meinung:
„Ghostman“ hat ziemlich überraschend zu mir gefunden. Eigentlich hatte ich das Buch gar nicht auf dem Plan. Aber warum denn auch nicht! Ich mag schließlich Bücher – vor allem, wenn schon der Klappentext so interessant klingt - und so habe ich mich flott ans Lesen gemacht.

Gleich im Prolog lernte ich erstmal das 1 x 1 eines guten Raubüberfalls. So war ich also einmal für die weitere Geschichte und vielleicht auch für meine Zukunft gut gerüstet. Wer weiß, wozu dieses Wissen noch gut sein wird.

Dass diese Grundregeln beim Überfall auf das Casino nicht durchgehend eingehalten wurden, merkte ich dann bereits einige Seiten später. Bisher war ich auch immer der Meinung, dass man bei so einer Sache einen klaren Kopf behalten sollte. Roger Hobbs hat seinen Gangstern allerdings doch erstmal eine Line Kokain gegönnt, so dass sie beflügelt den Coup durchziehen könnten. Was für ein Wortspiel…

Natürlich ging das Ganze sowas von schief, vor allem, als auch noch ein ungeplanter dritter Mann auf den Plan trat und so die Suppe mal so richtig versalzen hat.

Die Spannung dieser ersten Seite überlagerte so manches Stirnrunzeln und so wurde ich weiter durch die Seiten getrieben. Als einer der Gangster mit dem Geld verschwunden war, kam dann er auf den Plan. Jack Delton, der Ghostman!

Jack Delton ist intelligent, auf eine Art waghalsig und kühl wirkend nach außen. Einfach perfekt in seinem Beruf. Dies wird nur durch eine Begebenheit in seiner Vergangenheit, diesem einen Fehler, leicht beschmutzt. Und genau wegen diesem Makel ist er Marcus etwas schuldig. Auch wenn es keine festen Bindungen zwischen den Beiden gibt, ist Jack dann doch an diesem Job interessiert. Und er geht auf seine Weise vor. Er weiß, was er tut.

Jack ist insgesamt gesehen kein Protagonist, der auf Nähe aus ist. Unbeirrt zieht er seine Sache durch. Es war ihm völlig egal, ob ich sein Handeln verstehen oder seine Gedanken nachvollziehen konnte. Er ist eben der beste Ghostman, den man für Geld bekommen kann. Und immerhin war ich ja nicht sein Auftraggeber. Insofern war seine Haltung mir gegenüber durchaus begründet.

Die Geschichte ist personal in Vergangenheitsform überwiegend aus der Sicht von Jack beschrieben. Diese Perspektive machte ihn für mich zwar nicht durchschaubarer, doch durch eingebaute Dialoge zwischen den handelnden Personen konnte ich so manche Szene dann doch besser verstehen.

Roger Hobbs hat in seinen Plot so manchen Spannungsbogen eingebaut, dennoch die Spannungsspitzen nicht übertrieben, so dass man jederzeit beruhigt und ohne Herzrasen weiterlesen konnte.

Sehr interessant fand ich die Kapitel mit den Rückblicken, in denen nach und nach klar wurde, weshalb der Ghostman in Marcus' Schuld steht. Diese waren wirklich gut beschrieben und der Kreis schloss sich zum Ende hin.

Insgesamt ist „Ghostman“ eine Geschichte, die ohne atemberaubende Spannung trotzdem vorangetrieben wird. Kleine Unebenheiten führten bei mir nicht zwangsläufig zu Verwirrungen und hielten mich vom Weiterlesen in keinster Weise ab.

Das Ende der Geschichte ist durchaus befriedigend für mich. Abgerundet lässt Roger Hobbs seine Protagonisten zur Ruhe kommen und gönnt Ihnen nun wieder ihre Privatsphäre.

Urteil:
„Ghostman“ ist sicherlich kein Buch, bei dem einem vor nicht auszuhaltender Spannung der Atem weg bleibt. Die Geschichte ist solide durchdacht und das grandiose Potential des Autors ist definitiv erkennbar. Für die vielen Erfahrungen im Gangstermilieu an der Seite des Ghostman vergebe ich an dieser Stelle 3 Bücher.

Für alle Fans unumstrittener und fast unfehlbarer Charaktere, die kleine Unachtsamkeiten verzeihen können und sich beim Lesen einfach nur in der Geschichte verlieren können.

©his-and-her-books.blogspot.de