Rezension

Road-Trip durch Osteuropa

Die Chefin - Gaby Köster

Die Chefin
von Gaby Köster

Die Protagonistin und Rocksängerin Marie ist nach einem Schlaganfall einseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Trotzdem versucht sie sich in ihr altes Leben zurückzukämpfen. Nachdem sie eines Tages in der Nachbarwohnung einen Einbruch, ausgeführt durch zwei rumänische Kinder, beobachtet, wird sie mehr oder weniger unfreiwillig in ein Netz aus rumänischen Schmugglern und zwielichtigen Menschenhändlern reingezogen. Zusammen mit Tarkan, einem türkischstämmigen Muskelprotz und den beiden Kindern macht sie sich auf den Weg die Eltern der beiden unfreiwilligen Diebe zu finden. Quer durch Europa reisen die Vier und treffen dabei mehr als ein Mal auf Hindernisse. Doch es gibt scheinbar keine Hürde aus der sich Marie mit ihrer großen Klappe und einer gehörigen Portion Schlagfertigkeit nicht herausreden kann.

Gaby Kösters Alter Ego Marie Sanders begibt sich auf einen Road-Trip quer durch Osteuropa.
Um mit den positiven Aspekten der Geschichte anzufangen, finde ich generell die Grundaussagen und das Thema, welches das Buch aufgreift, beachtenswert. Die Situation in Rumänien und der Handel mit Menschen sowie deren schreckliche Unterbringung und die Arbeitsverhältnisse vor allem der Roma hier in Deutschland, aber auch in ihren Heimatländern, halte ich für eine erschreckende Realität. Was jedoch bei diesem Buch das eigentliche Problem ist, ist die Umsetzung.
Die Ernsthaftigkeit des Themas verliert sich allzu oft in aufgesetzten, überzogenen, ja schon zwanghaften Versuchen Witz in die Sache zu bringen. Platte Sprüche ohne die Möglichkeit ein ordentliches, ernsthaftes Gespräch zustande kommen zu lassen, sind für mich keine Art mit diesem Thema umzugehen. Selbst in den unpassendsten Momenten wird noch versucht einen Witz unterzubringen. Mit dieser Art der Erzählung kann ich mich also leider nicht anfreunden.
Schön wiederum finde ich, wie dem Leser gezeigt wird, dass man selbst mit einem körperlichen Hindernis alles erreichen kann, was man will und sich durch nichts abschrecken lassen sollte.
Inhaltlich ist die Geschichte neben einer soliden Grundstory und teilweise etwas langen Fahrtbeschreibungen für meine Begriffe zu oft von zufallhaften Begebenheiten geprägt. Das ermittlerische und systematische Vorgehen bei der Suche nach den Eltern der beiden Kinder, ist eigentlich nicht erfolgversprechend. Nur durch Zufälle scheint die Gruppe in ihrer Suche voranzukommen. Eigentlich schade, da sie sich bei ihren Einfällen, die Eltern zu finden doch sehr viel Mühe geben und diese Zufälle eigentlich völlig unnötig erscheinen. 

Alles in allem ist der Versuch einem so ernsthaften Thema mit Witz zu begegnen für meine Begriffe einfach schiefgegangen. An den richtigen Stellen hätte dem Buch etwas Ernsthaftigkeit besser gestanden. Trotzdem verdient Marie Sanders für ihre Art mit den Problemen ihres Alltages umzugehen meinen Respekt und es ist offensichtlich, dass gerade ihre „große Klappe“ dabei eine entscheidende Rolle spielt.