Rezension

Ein Buch wie ein Actionfilm

Dunkelheit - Die St.-Petersburg-Trilogie - Andrej Djakow

Dunkelheit - Die St.-Petersburg-Trilogie
von Andrej Djakow

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 2033, die Welt ist zerstört, denn die großen dieser Welt haben es geschafft, den berühmten roten Knopf zu drücken. Ein Leben an der Erdoberfläche ist kaum möglich, da beinahe alles verstrahlt ist und von mutierten Tieren bevölkert wird. Der zwölfjährige Waise Gleb gehört zu den Menschen die in den russischen Metrotunneln von St. Petersburg leben. Als eines Tages der Stalker Taran auftaucht und den Menschen in den Tunneln hilft, verlangt er als Lohn den Waisenjungen. Gleb ist zunächst entsetzt, doch ihm bleibt nichts anderes übrig, als Taran zu folgen. Dieser nimmt ihn mit, in eine ihm völlig neue Welt, voller Gefahren und bringt ihm bei, mit Waffen umzugehen, denn diese sind unabkömmlich, wenn man an die Erdoberfläche will. Gemeinsam mit einer Gruppe weiterer Stalker begeben sie sich auf eine gefährliche Reise quer durch St. Petersburg, denn es heißt, dass im Hafen von Kronstadt eine Arche auf Überlebende wartet und sie in Sicherheit bringt. Doch die Reise birgt viele Gefahren und manch eine ist näher, als man denkt (Achtung, die Zusammenfassung beinhaltet nur Teil 1, da ich nicht spoilern möchte).

Meine Meinung:

Erstmal war ich ja ein bisschen erstaunt, wie in dieses "Büchlein" alle drei Teile einer Trilogie passen sollten, doch tatsächlich hat dieses Buch nahezu 1150 Seiten. Allerdings kam es mir gar nicht so lang vor, denn Andrej Djakow verfügt über einen extrem spannenden und mitreißenden Schreibstil und je weiter die Geschichte voranging, desto mehr wurde ich gefesselt. Dabei ist es teilweise schon sehr brutal und widerwärtig, ohne das der Autor das bis ins kleinste Detail wiedergibt. Nein, er versteht es ausgezeichnet, das Schlimmste nicht auszusprechen und trotzdem hatte ich ständig die Bilder des Geschehens vor Augen. Der Spannungsbogen ist hoch und es gelingt auch noch diesen immer wieder zu steigern. Es gibt Wendungen, die ich in keinster Weise erahnen konnte und die mich teilweise richtig geschockt haben. Das komplette Setting ist so entsetzlich, aber auch erschreckend realistisch, so dass man wirklich nur hoffen kann, dass ein Atomkrieg niemals ausbrechen wird. Während man die Protagonisten Taran und Gleb begleitet, erfährt man sehr viel über die derzeitige Lebenslage, aber es gibt auch Rückblicke teils durch Erzählungen oder z.B. durch den Fund eines Tagebuches aus der Zeit von Tag X und danach. Auch diese Rückblicke bleiben durchweg glaubwürdig dargestellt und wirken auch dadurch wieder beängstigender. Da dieses Buch gleich drei Bände umfasst, ist das Hauptthema jeweils etwas anders gestaltet, bleibt aber überwiegend actionreich und lebendig. Ich hatte immer wieder das Gefühl, durch das extrem lebhafte Kopfkino, einen Actionfilm gemeinsam mit meinem Mann zu schauen. 

Die Protagonisten begleiten uns durch alle drei Teile, so dass man auch wirklich eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann und sie sind mir doch näher gekommen, auch wenn ich mich nicht mit ihnen identifizieren konnte, was aber eher an der geschilderten Lage der Welt liegt. Die Charaktere sind vielfältig und es gibt verschiedene "Völker" die in den unterschiedlichen Stationen St. Petersburgs leben, auch dieses klingt erschreckend realistisch. Eins wird absolut klar beim Lesen, der Mensch ändert sich nie, denn auch in diesen Situationen haben die Menschen es nicht geschafft, sich zusammen zu raufen und zusammen zu halten. Das einzige, was mich hier wirklich gestört hat, waren die unglaublich vielen unterschiedlichen Charaktere, bei denen ich immer mal wieder überlegen musste, wer das denn nun gerade war und zu wem er gehört. Ansonsten sind selbst diese 1150 Seiten regelrecht vorbei geflogen und ich war schneller mit dem Buch durch, als ich dachte.

Mein Fazit:

Actionreich, mit guten Beschreibungen und einem flüssigen, mitreißenden Schreibstil, der dieses doch sehr umfangreiche Buch zum Pageturner werden läßt. Schön ist, dass man gleich alle drei Teile der Trilogie in einem hat und somit auch gleich alles verschlingen kann. Trotzdem sind die Bände an für sich abgeschlossen, denn keines der Bücher endet mit einem Cliffhanger und man könnte das Buch auch durchaus unterbrechen, wenn man das denn wollte. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig dargestellt, gerade mit dem Wissen, dass sie doch täglich um ihr Überleben kämpfen, versteht man die Härte mit denen sie teilweise agieren. Wer also gerne viel Action hat und Endzeitromane mag, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen. Ich für mein Teil halte es so ein bisschen für ein Männerbuch (falls man das so pauschal sagen kann), da doch sehr viel und detailreich beschrieben gekämpft wird. Es gibt vier von fünf Sterne!