Rezension

Aus dem Leben erzählt

Muchachas - Tanz in den Tag - Katherine Pancol

Muchachas - Tanz in den Tag
von Katherine Pancol

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem Buch geht es um drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und doch haben sie alle eines gemeinsam: sie geben niemals auf und kämpfen für das, was ihnen wirklich wichtig ist. Da ist zum einen die junge Hortense kennen, die in New York mit ihrem Lebensgefährten Gary lebt. Hortense ist jung und ehrgeizig und würde alles dafür tun, ihren Traum eine berühmte Modedesignerin zu werden, zu erfüllen. Gary ist Musiker und lebt hauptsächlich für seine Musik.

Dann gibt es da Joséphine, die mit ihren Kindern Zoe und Alexandre zuerst der Liebe wegen in London lebt, doch wegen ihrer Tochter kehrt sie zurück nach Paris und führt seitdem eine Fernbeziehung zu Philippe.

Zu guter Letzt gibt es auch noch Stella, eine Frau, die sich viel unscheinbarer macht, als sie eigentlich ist. Sie lebt mit ihrem Sohn Tom zusammen und arbeitet bei ihrer Freundin auf dem Schrottplatz. Doch sie wird geprägt von Geschehnissen aus ihrer Vergangenheit und dem Leben, dem sie einst ausgesetzt war. Denn, auch wenn ihre Familie nach aussen hin angesehen und ehrenhaft erscheint, gibt es Geheimnisse, die kaum schrecklicher sein könnten. Genau hierauf wird in diesem ersten Band dann auch das Hauptaugenmerk gelegt und die Geschichte rund um Stella und deren Leben wird vertieft.

Meine Meinung

Ich muss sagen, dass ich nach der reinen Optik des Buches einen kurzweiligen Frauenroman erwartet und dann doch tatsächlich ein vielseitiges und vielschichtiges Buch erhalten habe, dass durch seine Charaktere zum Leben erwacht. Katherine Pancols Schreibstil war zunächst recht gewöhnungsbedürftig für mich, denn sie beschreibt vieles mit beinahe poetischen Worten, möchte sie jedoch etwas eindringlich schildern, so werden auch ihre Sätze kurz und prägnant. Sie hat eine unglaubliche Art, ihr Erzähltes dem Leser zu präsentieren, die das Buch zwar etwas schwerer lesen läßt, aber auch eine Portion Eindruck bei mir hinterlassen hat. Während es einen sehr langen Einstieg in die Geschichte gibt und man erst einmal alle drei Hauptcharaktere vorgestellt bekommt, wirkt das Buch trotz des ausgefallenen Schreibstils oder gerade deswegen, recht langatmig. Doch dann bekommt man die Protagonistin Stella und deren Erlebtes geschildert und man ahnt schon zu Beginn, dass hinter der jungen Frau, eine erschreckende Vergangenheit steckt. Stella bekommt dann auch den Hauptaugenmerk der Geschichte und je mehr ich über sie erfuhr, desto mehr zog mich die Geschichte in ihren Bann. Katherine Pancol beginnt nun mit den Gefühlen des Lesers zu spielen und es wird emotionsgeladener, denn ich machte ein Gefühlskarussel mit, das es in sich hatte. Ich habe mit der Protagonistin gelitten, gehofft, geweint, gebangt und war schockiert von ihrem Erlebten. Es geht hier um eine gewaltgeprägte Kindheit und auch Kindesmissbrauch und diese Themen lassen meine Gefühle immer völlig durcheinander geraten. Aber die Autorin besitzt die richtige Portion an Sentimentalität und Einfühlungsvermögen, um dieses schwere Thema glaubwürdig zu erzählen und dem Leser nahe zu bringen. Trotz des schockierenden Themas spürt man die Hoffnung, die hier als Grundton erhalten bleibt.

Stella ist eine beeindruckende Protagonistin und auch die Geschichte ihrer Mutter hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Stella ist unglaublich mutig und trotz des Missbrauchs und des Leidens ihrer Mutter, eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit, die Herz und Mut hat, aber auch ihre Schwächen zeigen und annehmen kann. Ihre Mutter Leonie hat mir so furchtbar leid getan und ich hätte vor Wut und Hass auf den Vater, den ach so tollen und angesehenen Ray, schreien können. Welch Demütigungen diese Frau ertragen hat, kann man kaum in Worte fassen.

Alle weiteren Figuren bleiben erstmal noch im Hintergrund und trotzdem merkt man, dass hier die Fäden langsam aufeinander zu laufen. Ich denke, dass diese einzelnen Geschichten noch zusammengeführt werden und auch die Charaktere eine Verbindung zueinander finden. Denn noch findet man drei völlig unterschiedliche Frauen vor, die auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten haben.

Mein Fazit:

Ein eindringliches Buch, dessen Erzählung mit den Emotionen der Leserin spielt. Es greift ein Thema an, dass mittlerweile schon fast alltäglich ist und dementsprechend realistisch wirkt. Es ist beängstigend und macht wütend und gleichzeitig gibt es eine große Portion Hoffnung, ich habe gelitten, gelächelt und geweint, habe gehasst und Mitleid verspürt. Katherine Pancol hat es ausgezeichnet verstanden, mit meinen Gefühlen zu spielen und mich ihren Charakteren nahe kommen zu lassen. Es ist eine eher anspruchsvolle Lektüre und nicht der leichte Roman für zwischendurch und ich denke auch, dass hier Jugendliche nicht viel mit dem Buch anfangen können, denn dafür ist der Schreibstil einfach zu speziell. Mir hat es mit Beginn der Geschichte rund um Stella richtig gut gefallen, nur der Einstieg fiel mir schwer. Deshalb bekommt das Buch von mir vier Sterne und ich bin gespannt, wie es mit den Muchachas weitergeht.