Rezension

Spannender Wienkrimi

Häusermord - Anni Bürkl

Häusermord
von Anni Bürkl

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch geht rasant los. Ein Mann wird erschossen – mit seiner eigenen Waffe.

Revierinspektor Wolf Nowak arbeitet bei der Polizei in Wien. Nach Jahren ist er damit in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Er will gerade im Cafè frühstücken, als ihn Else Molnar, die ihn seit der Kindheit kennt, ein stinkendes Paket überreicht. Sie hat es auf dem Dachboden ihres Hauses gefunden. Es enthält einen Arm. An der Hand befindet sich noch der Siegelring.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Sie führt mich als Leser ins heutige Wien abseits der Touristenrouten.

Nowak nimmt die Ermittlungen auf. Im Haus wohnen noch drei Personen, Else Nowak, eine Baronin und der Zuckerbäcker Marcus Hammer. Alle anderen wurden schon zum Auszug überredet oder gedrängt. Das Haus wurde aufgekauft von Waschmuth, der hochwertige Wohnungen bauen will. Um die letzten Mieter zu vertreiben, hat er jungen Leuten erlaubt, im Haus zu wohnen und Musik zu machen. Auch Antonia hat sich eine der freien Wohnungen genommen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Autorin hat neben der eigentlichen Krimihandlung auch die Schicksale ihrer Protagonisten erzählt. Dabei darf Antonia in ihrem Part als Ich-Erzählerin fungieren, während die anderen Teile in normaler Form erzählt werden. Antonia kennt Wolf. Sie war seine Jugendliebe. Beide waren im gleichen Waisenhaus. Nach und nach erschließt sich somit die Vergangenheit von Wolf und Antonia. Interessant für Nichtwiener sind die Informationen über besondere Mietverhältnisse. Die Suche nach dem Mörder erweist sich als genauso schwierig wie die Ermittlung des Täters. Die Immobilienfirma verweigert jegliche Zusammenarbeit. Dafür erheben zwei Frauen Anspruch darauf, von Waschmuth geheiratet zu werden. Die Emotionen der Protagonisten werden vor allem durch ihr Tun deutlich. Wolf Nowak geht jedes Risiko ein, um nicht noch einmal Antonia zu verlieren. Schmidt in seiner Überheblichkeit arbeitet mit Bestechung. Die jungen Leute unterstützen die Bewohner, anstatt an ihre Vertreibung mitzuarbeiten. Zu den Höhepunkten gehören die Dialoge zwischen Nowak und Antonia. Aus anfänglicher Anklage seitens Antonias wird Verständnis und Nachdenklichkeit. Ausgezeichnet beschrieben werden die Handlungsorte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ursache war nicht nur der hohe Spannungsbogen, sondern auch die Entwicklung von Wolf und die geschickte Verquickung von Gegenwart und Vergangenheit.