Rezension

Ganz gut

Die Seelenwärter - Meike Schwagmann, Christiane Gref

Die Seelenwärter
von Meike Schwagmann Christiane Gref

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Die Seelenwärter" hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen, aber ich hatte ein Problem mit dem Protagonisten. Julius Weiland, frischgebackener Student an der Friedrichs-Universität zu Halle, ist eigentlich nicht unsympathisch, im Gegenteil - gerade am Ende zeigt sich, dass er ein guter Mann ist und sein Herz am rechten Fleck hat. Dennoch konnte ich keine Verbindung zu ihm aufbauen, was vor allem daran lag, wie naiv er sich teilweise aufgeführt hat. So bekommt er beispielsweise eine Zusage zu dem begehrten Studium, aber er vergisst, sich das schriftlich bestätigen zu lassen? Wirklich? Eine mündliche Zusage mag für ihn ausreichend gewesen sein, aber er hätte sich doch denken können, dass er das bei seiner Anmeldung belegen muss... und es gibt noch ein paar andere Szenen, in denen er sich ähnlich verhält. Außerdem neigt er ein wenig zur Dramatik; davon abgesehen ist er aber, wie bereits erwähnt, recht sympathisch.

Besonders gut gefallen haben mir die Einblicke in das Leben eines Medizinstudenten im Jahre 1805 und generell, dass das Buch an einer Universität spielt. Dieser Aspekt der Geschichte war interessant und auch informativ. Zugleich aber merkt man schon früh, dass irgendetwas nicht stimmt und vermutlich Verbrechen geschehen, in die Angehörige der Universität verwickelt sein könnten. So wird aus "Die Seelenwärter" eine Mischung aus historischem Roman und historischem Krimi, was ich sehr mochte. Julius' Suche nach der Wahrheit, die von seinem Bruder, einem Unterinspektor, angeregt und unterstützt wird, war spannend und den Autorinnen ist es auch sehr gut gelungen, eine falsche Fährte zu legen. Die Auflösung hat mich überrascht, obwohl es im Rückblick fast schon offensichtlich ist. Leider muss ich aber auch sagen, dass mir am Ende alles zu schnell ging. Erst hat Julius eine Spur, dann ist er in Gefahr und dann wird er auch schon gerettet. Über die Motive des Täters erfährt man ebenfalls nicht sehr viel, was ich schade fand. Eine ausführlichere Darstellung hätte mir gefallen und dafür hätten im Mittelteil ein paar eher unwichtige Szenen gestrichen werden können.

Fazit
"Die Seelenwärter" ist ein gelungener historischer Roman, der interessante Einblicke in das (Studenten-)Leben des 19. Jahrhunderts gibt und auch einen spannenden 'Fall' bietet. Ich konnte keine wirkliche Verbindung zum Protagonisten aufbauen und hätte mir am Ende mehr Erklärungen gewünscht, aber davon abgesehen ist das Buch gut.