Rezension

Gelungener Abschluss der Trilogie

Traum oder wahres Leben - Joachim R. Steudel

Traum oder wahres Leben
von Joachim R. Steudel

Bewertet mit 5 Sternen

"...Ich will dir damit zeigen, dass kein Mensch einfach nur gut oder böse ist...Das Leben liegt dazwischen und hat alle Schattierungen..."

 

Sarah hat den Frühstückstisch liebevoll für Günter gedeckt. Gerade unterhalten die sich darüber, dass Sarah schon viel von Günter gelernt hat, zum Teil auch unbewusst, als ein Telefonanruf ihre Gespräch unterbricht. Günter muss so schnell wie möglich nach Ägypten. Sarah bittet darum, mitfahren zu dürfen. Günter macht sie allerdings darauf aufmerksam, dass er dort als Araber auftreten wird und sie sich gegebenenfalls den Kleidervorschriften anpassen muss.

Der Autor hat erneut einen spannenden Roman geschrieben. Es ist der dritte Teil über das Leben des Günter Kaufmann. Diese Mal spielt der große Teil der Geschichte in der Gegenwart. Allerdings gibt es umfangreiche Rückblenden in die Vergangenheit.

Das Buch lässt sich gut lesen und hat mich schnell wieder in seien Bann gezogen.

In diesem Teil lerne ich einen anderen Günter Kaufmann kennen. Er tritt als erfolgreicher Geschäftsmann auf und weiß, was er will. Dreh- und Angelpunkt in Ägypten ist die Öffnung eines alten Grabes. Günter bedingt sich aus, eine Grabbeigabe an sich nehmen zu dürfen und bei der Öffnung der Sarkophags persönlich anwesend sein u müssen.

Dann geht die Geschichte 3188 Jahre zurück. Hier nutzt der Autor gekonnt ein ungewöhnliches Stilmittel. Günter erzählt Sarah sein Erleben nicht mit Worten, sondern durch eine Gedankenverbindung. Günter war zur Zeit Ramses III. in Ägypten. Er kommt in ein Dorf, dass von Söldnern dem Erdboden gleich gemacht wurde. Überlebt hat nur ein kleines Mädchen, das ihr Vater im Brunnen versteckt hatte. Günter nimmt sich des Kindes an und erlebt ihr Aufwachsen zu einer jungen Frau. Sie liegt in dem Grab, um das es jetzt geht.

Der Schriftstil des Buches ist sehr vielseitig. In den Episoden aus der Vergangenheit wird das Leben im alten Ägypten detailgenau geschildert. In der Gegenwart spielen vor allem inhaltsreiche Gespräche eine besondere Rolle. Sarah hat Schwierigkeiten, Günters letztem Verhalten in der Vergangenheit etwas Positives abzugewinnen. Nailah, eine junge Ägypterin, zeigt ihr die anderen Seiten von Günter. Dabei fällt obiges Zitat. In dem Zusammenhang wird die aktuelle Politik thematisiert, aber auch das Frauenbild aus verschiedener Sicht beleuchtet. Viel Raum nehmen die Emotionen der Protagonisten ein. Jähzorn und Wut führen zu unkontrollierten Handlungen, die Liebe muss sich entscheiden und nicht zuletzt durchzieht Günters Todessehnsucht die Geschichte. Er ist des langen Lebens müde. Die Tatsache, dass er nicht altert, grenzt ihn auf die Dauer aus. Wie schon in den ersten Teilen gibt es tiefe philosophische Gespräche. Schuldeingeständnis, Reue, Vergebungsbereitschaft und Einsicht in falsches Verhalten spielen immer wieder eine Rolle. Interessant ist es, während des Geschehens zu beobachten, wie Sarah zu einer selbstbewussten jungen Frau heranwächst. Nicht jede Episode aus Günters Leben wird ausführlich erzählt.

Viele Dinge werden nur kurz angedeutet und auf das Wichtige reduziert. Damit bleibt nicht nur der Spannungsbogen erhalten, sondern es ergibt sich ein kontinuierlicher Lesefluss. Das Ende des Buches ist gleichzeitig das Ende der Trilogie. Der Nil wird nicht nur für Günter zum Schicksalsfluss. Der Kreis schließt sich. Es bleibt keine Frage offen.

Ein Glossar und ein Nachwort des Autors ergänzen das Buch.

Das Cover mit Günter und Tefnut vor den Pyramiden wirkt berührend und ansprechend.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es berührt wichtige Fragen des Lebens.