Rezension

Spannender historischer Roman

Sturm der Freiheit - Axel Ifland

Sturm der Freiheit
von Axel Ifland

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das 1492. Der Vater des 15jährigen Pablo Perez ist ein erfolgreicher Kaufmann. Hada ist Pablos 17jährige Schwester. Schon vor Generationen ist die Familie vom Judentum zum Christentum konvertiert. Pablo hat einen Auftrag des Vaters ausgeführt und kehrt von Marcel, dem Seifensieder, zurück, als Vertreter der Inquisition vor der Haustür erscheinen. Pablo gelingt die Flucht.

Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Nach dem Auftakt laufen zwei Handlungsstränge, später sogar drei, nebeneinander. Einmal wird Pablos weiteres Leben erzählt, zum anderen das von Hada.

Pablo möchte seiner Familie helfen. Der Inquisition aber kann er nur entkommen, indem er sich als Schiffsjunge verdingt. So gelangt er auf die Santa Maria und mit Christoph Kolumbus nach Amerika.

Hada wird von Salamanca, dem Inquisitor, vergewaltigt. Offiziell ist sie seine Schreiberin, inoffiziell vergeht er sich nach Lust und Laune an ihr. Das Wohlergehen ihres Vaters im Kerker nutzt Salamanca als Druckmittel. Ihm wird vorgeworfen, den versuch unternommen zu haben, einen Konkurrenten zu vergiften. Brisanter Weise hat genau dieser ihn angezeigt.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert, nicht nur durch Worte, auch durch ihre Handlungen. Besonders bei Pablo wird der Zwiespalt zwischen Angst und Zivilcourage wiederholt thematisiert. Es ist schön zu beobachten, wie der Junge von Seite zu Seite reift. Natürlich gibt es Rückschläge, zumal er mächtige Feinde unter den Matrosen hat und häufig auf sich allein gestellt ist. Gerade in diesem Handlungsstrang spielen moralische Fragen ein große Rolle. Die Gier nach Gold steht über dem Wohl der einheimischen Bevölkerung. Spanische Überheblichkeit kostet Menschenleben. Der Autor legt viel Wert auf die Darstellung zwischenmenschlicher Beziehung und die Herausarbeitung von Gegensätzen. Gleichzeitig sorgt der Drang nach Gold dafür, dass sich Menschen zu ihrem Nachteil verändern.

Im Handlungsstrang um Hada dagegen sind die Fronten sofort klar. Hier wird die Heuchelei der Inquisition in dem Mittelpunkt gestellt. Die nach außen vertretenen moralischen Werte werden ad absurdum geführt. Kleinliche Rachegelüste und Machtdemonstration sind die eine Seite. Dem gegenüber steht der Seifensieder Miguel, der für seine Liebe zu Hada ein großes Risiko eingeht.

Die Handlungsorte werden ausführlich beschrieben. Der Autor beherrscht den Umgang mit passenden Metaphern. Emotionen durchziehen die Handlung. Pablos erste zarte Liebe, Hadas Freiheitsdrang, Salamancas Herrschsucht und der unbedingte Wille des Christoph Kolumbus, die Reise zu einem Erfolg werden zu lassen, sind Beispiele dafür. Und dann gibt es noch das Schlitzohr Andres, der das Leben leicht nimmt und immer wieder auf die Füße fällt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wurden gekonnt und spannend zwei historische Ereignisse in den Mittelpunkt gestellt: Die Entdeckung Amerikas als Zeichen der Fortschritts und die Unerbittlichkeit der Inquisition nach der Zurückeroberung Spaniens als Bestreben, die alten Verhältnisse zu konservieren.