NEID
Bewertet mit 4.5 Sternen
Dass ein Cousin sich eine Villa an den Starnberger See setzt? Sei ihm gegönnt. Dass das Auto des Nachbarn zehnmal so teuer ist wie der eigene Kleinwagen? Na und.
Dass es Menschen gibt, die inmitten ihrer Bücher leben, ihre Wohnung um ihre Bücherregale herum einrichten und quasi in Büchermeeren schwimmen – Neid Neid Neid.
Man wandert in den Fotos durch bedeutende Bibliotheken, z.B. St. Gallen, Potsdam oder Rom, schaut in die Häuser von Sammlern, die beruflich mit Büchern zu tun haben, oder das nötige Kleingeld besitzen, um ihre Sammlungen weiter aufzustocken, und lernt die Handwerkskünste rund ums Buch kennen, sowie Menschen, die aus und um Bücher Kunst gestalten.
Die Begleittexte von Susanne von Meiss führen kundig und kompetent durch das umfangreiche Gebiet; sie beschreibt nicht nur, sondern lässt den Leser auch teilhaben an Gerüchen und Bildern, lässt Buchbegeisterte und –schaffende zu Wort kommen und präsentiert Details zu Bibliotheken und ihrer Historie.
Natürlich stehen die Fotos im Mittelpunkt. Man darf nicht vergessen, dass man es mit einem professionellen, routinierten Fotografen zu tun hat. Ganz sicher würde es in den einzelnen privaten Bücherzimmern nicht genauso aussehen, wenn unsereiner zu Besuch käme. - Sieht etwa das selbst gekochte Essen jemals so aus wie auf den arrangierten und fachmännischen Fotos im Kochbuch? - Aber es gehört zur Kunst der Interieur-Fotografie, das spezielle Flair eines Ortes in passenden Farben, ausgeklügelter Licht-und-Schatten-Wirkung, sowie dekorativer Komposition der Objekte einzufangen. Sogar die Besitzer der Bücher und anderer Kostbarkeiten wirken wie ins Fotos eingepasst.
Ein Buch, das man sich nicht INS Regal stellen sollte, wo man nur seinen Rücken sehen kann, sondern mit dem Cover nach vorne. Ein Buch, das man nicht ausleihen kann, sondern besitzen will, sobald man einen ersten Blick hineingeworfen hat.