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Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 4: Lucretia L'Incarto - J. H. Praßl

Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 4: Lucretia L'Incarto

von J. H. Praßl

Der Helm […] Charas Körper hatte aufgegeben. Ihr Geist war noch wach, was nicht unbedingt einen Gewinn darstellte. Denn Chara konnte nur daran denken, dass sie versagt hatte. Noch hatte sie sich soweit im Griff, dass sie nicht umkippte. Aber wozu? Besser wäre es … besser für sie wäre es, einfach tot umzufallen. Nur, da war dieser Zorn, da war Telos, der mit seinen Kriegern das Beste aus der Situation zu machen versuchte, da war der Befehl, da war ihr erster Einsatz als Kommandantin und da war Al’Jebal. […] Eine glasklare Stimme tänzelte aus weiter Ferne an ihr Ohr. "Chara! Hörst du mich?" Lucretia. Das rosawangige Gesicht der Akademiemagierin schob sich in den Schein der Fackel. Rosawangig? Chara glaubte sich zu erinnern, dass Lucretia blass, müde und kränklich war, als sie noch bei Sinnen gewesen war. Wieviel Zeit war vergangen? "Kannst du mich sehen, meine Liebe?" "Scheiße ja!", stieß Chara hervor und spürte, wie Speichel und Blut aus ihrem Mundwinkel spritzte. Chara taxierte das frische, geradezu rotbäckige Gesicht ihrer Kampfgefährtin. Wo war die Magierin gewesen? "Sind wir noch in Cair Urd?", fragte sie. Das Apfelgesicht nickte. Der Blick aus den großen, glänzenden Augen verdüsterte sich. "Wir haben das Untergeschoss gestürmt und die restlichen Wachen beseitigt", erklärte sie. "Telos ist noch unten bei den Zellen." Sie räusperte sich leise. "Ich bin in den Kerker vorausgegangen, während die anderen noch kämpften. Ich weiß jetzt, was die Männer bewachten." "Mach’s nicht so spannend!", flüsterte Chara. "Es ist ein magisches Artefakt." Chara atmete ein paar Mal tief durch und wurde der Übelkeit Herr, die ihr in Wellen die Magenwand hochschwappte. "Ist dieses Artefakt … der Grund dafür, dass du aussiehst wie frisch aus dem Ei gepellt?" Die rosigen Wangen wurden schlagartig blass. "Ich wusste es nicht! Mir war nicht klar, was ich da tat! Die Magie dieses Artefakts ist finster, Chara! Finsterer als alles, was ich über Magie bis heute gehört habe! Ich hätte es nicht benutzt, wenn ich gewusst hätte …" Ein tiefer Atemzug und Chara hatte sich soweit im Griff, von ihrem Hintern auf die Füße zu kommen. Hockend sog sie die Luft ein und griff zitternd nach Lucretias Arm. "Zeig es mir!", verlangte sie. […] Die Fackel schwenkte herum. Ein vernarbtes Gesicht wandte sich der Tür zu. Telos sah aus, als wäre er während Charas Abwesenheit förmlich in sich zusammengefallen. Sein Gesicht war das glatte Gegenteil zu Lucretias unerklärlicher Verjüngung. "Ich kann dich nicht davon abhalten, richtig?", sagte er müde. "Nein." "Versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust!" Telos seufzte und rief seinen Kriegern zu: "Lasst sie durch!" Der warme Schein seiner Fackel warf einen Lichtkegel an die Wand der Zelle. Dort hing ein alter Mann in Ketten - Knie am Boden, Arme über dem Kopf, Schultern ausgekegelt, Kinn auf der Brust. Ein schmutziger, verfilzter Vorhang aus grauen Haaren umrahmte das eingefallene Gesicht. Auf seinem Haupt saß ein Helm aus Metall und wirkte grotesk, wie ein Trugbild auf dem halbnackten Elend, das dem Tode direkt ins Auge blickte. Der Helm … Da waren Vertiefungen an jeder Seite, als hätte jemand seine Hände in das noch weiche, warme Metall gedrückt, bevor es im Eiswasser gehärtet worden war. Chara lenkte ihren Blick auf das Gesicht des Gefangenen - ließ ihn über die hohlen Wangen gleiten, die geschlossenen Augen. Sie begutachtete die ausgetrockneten Lippen und das kantige Kinn. Der Mann war sicher an die siebzig Jahre alt! Gerade wollte sie ihrer Ratlosigkeit Ausdruck verleihen, da fiel ihr Blick auf die Brust der bemitleidenswerten Gestalt. Ein Anhänger baumelte an einem abgewetzten Lederband … Chara stieß die Luft aus. Sie kannte den Anhänger! Ungläubig wanderten ihre Augen zurück in das Gesicht. […] "Thorn", sagte Chara leise und trat der erbärmlichen Gestalt gegenüber.

Rezensionen zu diesem Buch

Genialer vierter Teil

Amalea. Die Kriege und Schlachten sind noch nicht vorbei. Das Land liegt zwar in Schutt und Asche, jedoch stellen sich die beiden Seiten des Chaosbündisses und der Allianz wieder auf um erneut in eine Schlacht zu ziehen.

 

Währenddessen steht der Hohepriester Telos vor Gericht. Er wird des Verrats angeklagt. Wird er für schuldig befunden, ist dies sein Todesurteil.

 

 Lucretia wird in die Liga der außerordentlichen Zauberkundigen aufgenommen. Doch die Auswirkungen...

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Weitere Infos

Art:
eBook
Sprache:
deutsch
Umfang:
685 Seiten
ISBN:
9783862824410
Erschienen:
Oktober 2016
Verlag:
Acabus Verlag
8
Eigene Bewertung: Keine
Durchschnitt: 4 (2 Bewertungen)

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