Rezension

Ein nachahmenswertes Konzept

Küchle, Curry und Carpaccio
von Marianne Becker Claudia Mocek

Die Veranstaltungen der Evangelischen Akademie Bad Boll werden jährlich von über 20.000 Teilnehmern besucht, die neben den Seminaren auch die angeschlossene Hotellerie und Gastronomie nutzen. Letztere ist bereits seit den achtziger Jahren dank engagierter Mitarbeiter ein Vorreiter in Sachen nachhaltiger Küche und wurde deshalb auch bereits mehrfach ausgezeichnet. Ein Konzept, das beweist, dass auch im Großküchenbereich eine schmackhafte, ökologisch und sozial verträgliche Kochkultur möglich ist. Die eingesetzten Produkte werden aus dem Umland der Schwäbischen Alb bezogen und mit Sachverstand und Kreativität zu schmackhaften Gerichten verarbeitet.

Mit „Küchle, Curry und Carpaccio“ aus dem Silberburg-Verlag liegt nun erstmals ein Akademie-Kochbuch vor, das Einblick in diese Kochkultur gewährt und zum Nachkochen einlädt. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf Rezepte, sondern stellt auch die regionalen Zulieferer samt Adressen und Öffnungszeiten der entsprechenden Hofläden vor. Nachdenkliche Texte über Esskultur, landwirtschaftliche Produktionsmethoden und Umweltschutz ergänzen dies und runden das Thema ab.

Der Aufbau entspricht den Jahreszeiten, innerhalb deren die Anordnung sich an der klassischen Menüfolge orientiert. Dabei findet man unter anderem sowohl eine „Badische Grünkernsuppe“ als auch ein „Italienischer Rinderschmortopf mit Pasta“ sowie eine „Cassiscreme“. Also nicht nur schwäbische Hausmannskosten, sondern raffinierte Rezepte aus den Küchen der Welt, geeignet gleichermaßen für den Kochanfänger wie auch den ambitionierten Hobbykoch. Die Zubereitung wird ausführlich beschrieben, Zutaten und einzelne Schritte im Detail aufgelistet. Die Koch/Backzeiten samt Temperaturen sind angegeben, so dass der erforderliche Zeitaufwand im Vorfeld bereits abgeschätzt werden kann. Die dazugehörigen Fotos verzichten auf stylischen Schnickschnack sondern stellen das fertige Gericht in den Mittelpunkt.

Die Zutaten sind, zumindest im Schwäbischen, überall erhältlich. Ausgefallene Gewürze gibt es im Hofladen oder im Supermarkt, Obst, Gemüse, Käse und auch Fleisch kann beim Biobauern in ausgezeichneter Qualität eingekauft werden – oft zu einem Bruchteil der Preise, die für konventionell erzeugte Lebensmittel ausgegeben werden müssen, deren Herkunft zudem noch zweifelhaft ist.

Ein wunderschönes Kochbuch, das nicht nur zum Nachkochen, sondern auch zum Nachdenken über unser Essen animiert.