Rezension

Ruhig in Worten und doch aufwühlend und intensiv

Der Ruf der Bäume - Tracy Chevalier

Der Ruf der Bäume
von Tracy Chevalier

Bewertet mit 4 Sternen

Auf recht ruhige Art und ohne Wild-West-Manier erfährt man, wie hart das Leben in Amerika für die Pioniere war. Im Versuch das Land fruchtbar zu machen und ein möglichst lebenswertes Dasein zu führen, tut sich die Familie schwer. Krankheit und Tod ist keine Seltenheit in diesen schweren Zeiten. Für Zuneigung und echte Liebe ist kein Platz, weder zwischen den Eltern noch zu den Kindern. Das Ehepaar verbindet eher eine Art Hassliebe, die sich in Gewalt und ausartenden Wortgefechte widerspiegelt. Robert, das jüngste Kind, muss irgenwann die Familie verlassen. Briefe, die er an seine Geschwister schreibt, bleiben unbeantwortet. Das ist schon sehr bedrückend zu lesen. Welche Tragödie sich davor in der Familie abgespielt hat, eröffnet sich einem erst später.

Die Charakter sind gezeichnet von dem harten Leben. Besonders die Mutter hat neben der Härte, die ihr wohl dieses Leben auferzwungen hat, oftmals auch eine übertriebene Bosheit an sich. Scharfe Wortwechsel, Gemeinheiten, Schläge und Züchtigungen prägen das Familienbild.

Die Bäume formen die Geschichte auf effektvoll. Apfelbäume und wie man sie veredelt, verstehe ich jetzt in der Theorie, den Duft und Geschmack der Äpfel ist riech- und schmeckbar. Besonders schön fand ich Roberts Streifzüge durch die Wälder mit den riesigen Redwood- und Mammutbäumen. Diese gigantischen Riesen, einfach wunderschön und Ehrfurcht einflößend!

Mein Fazit:

Eine gelungene Mischung aus bedrückender Familiengeschichte, gepaart mit schönen Naturschauplätzen. Sprachlich gut dargestellte Szenarien, ruhig in Worten zwar, doch durchaus auch aufwühlend, mit einem guten Maß an Hintergrundinformation.