Rezension

Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese - Martin Krist

Die Mädchenwiese
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Was ist eine Mädchenwiese? Eine Mädchenwiese ist eine Wiese im Wald, wo sich junge Mädchen treffen und picknicken, über die Schule, Jungs, Klamotten und dergleichen quatschen und sich einfach nur sicher, geborgen und frei fühlen. Eine Mädchenwiese ist allerdings auch der Ort, wo sich ein Mörder der Leichen seiner jungen weiblichen Opfer entledigt.

Es ist Freitag, als es die 16-jährige Lisa Theis im kleinen Dorf Finkenwerda mitten im Spreewald einfach nicht mehr aushält. Immer gibt es nur Stress mit ihrer Mutter Laura, ständig muss sie auf ihren 8-jährigen Bruder Sam aufpassen - sie hat schlicht und einfach die Nase voll. Ein Wochenende in Berlin, bei ihrem geheimen Freund, das ist es, was sie jetzt braucht. Doch leider wird Laura bei einem Telefonat mit besagtem Freund belauscht - ausgerechnet von Sam. Doch so ein kleiner Bruder lässt sich leicht unter Druck setzen, ist er doch jung und glaubt noch an die Geschichten, die über die Hexe Berta Kirchberger im Dorf kursieren. Eine geschickte Manipulation, wenn er was verrät, würde etwas Schreckliches passieren und schon steht einem befreiten Wochenende in Berlin nichts entgegen.

In der Tat geht es bei Familie Theis sehr turbulent zu. Seit der Vater die Familie verlassen hat (und das ausgerechnet mit der besten Freundin von Laura), muss Laura allein für den Unterhalt von Haus, Grundstück und dem der Kinder aufkommen, denn ihr Ex zahlt keinen Cent Unterhalt. Mit Müh und Not gelingt es ihr, ihre Familie mit Hilfe einen Call-Center-Jobs in Berlin über Wasser zu halten, doch große Sprünge sind nicht möglich. Da alles an ihr hängen bleibt, steht sie dauernd unter Stress, denn sie mit unter auch an ihren Kindern auslässt. Zwar hat sie Hilfe in Form ihres Schwagers Frank und seiner Frau Renate, die auf dem gleichen Grundstück wohnen, doch wirklich sinken tut ihr Stresslevel nicht.

Als am Montag Lisas Klassenlehrerin bei Laura anruft um sich zu erkundigen, ob Lisa krank sei, bricht für Laura eine Welt zusammen. Geradezu panisch versucht sie, ihre Tochter zu erreichen, findet allerdings nur heraus, dass diese nicht, wie behauptet, das Wochenende bei ihrer besten Freundin verbracht hat. Wo ist Lisa? Durch ihren Schwager Frank, einen Kripobeamten, gelingt es schnell, eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem Mädchen zu organisieren - doch Lisa ist und bleibt verschwunden.

Derweil hat auch der 35-jährige Alex Lindner vom Verschwinden der 16-jährigen mitbekommen. Nach dem Tod seiner Eltern hat er die örtliche Kneipe "Elster" übernommen, doch er war nicht immer Wirt. Bis vor drei Jahren war Alex Leiter der Soko "Straßenbestie", auf der Jagd nach einem Serienmörder, der junge Mädchen entführte, folterte, missbrauchte, ermordete und sie einfach an einer Straße entsorgte. Doch als ein nicht genehmigter, verdeckter Einsatz im Desaster endete (mit dem Tod des Lockvogels), wurde er suspendiert. Jetzt hat er sich ein neues Leben in Finkenwerda aufgebaut, doch die "Bestie" hat ihn niemals losgelassen. Kann es sein, dass sie sich die junge Lisa aus Finkenwerda geholt hat und in ein paar Tagen ihre Leiche gefunden wird? Doch warum gab es 3 Jahre keine Entführungen und Morde? Ist die "Bestie" ihm gefolgt?

Ich bin begeistert - was nach einer guten Story klang, hat sich zu einem genialen Buch gemausert! Der Plot des Buches wurde sehr detailliert und abwechslungsreich gestaltet, wobei die Geschichte zeitversetzt in zwei Strängen erzählt wird. Die Figuren wurden allesamt sehr facettenreich und tiefgründig in Szene gesetzt. Ich war von jedem einzelnen begeistert und überzeugt, sodass es mir hier noch nicht einmal möglich ist, einen Liebling meinerseits zu benennen. Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen fesselnd und abwechslungsreich, sodass ich das Buch gleich mal gar nicht aus der Hand legen mochte und es daher an einem Stück gelesen habe. Auf weitere Bücher des Autoren bin ich schon jetzt gespannt und sehe mich leider auch genötigt, mir seine älteren Thriller-Werke zu besorgen (eines habe ich schon).