Rezension

Was es heißt, fremd zu sein in einem neuen Land, fern von seinen Wurzeln und seiner Heimat

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß - Radek Knapp

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
von Radek Knapp

Bewertet mit 5 Sternen

Radek Knapp, Der Mann, der Luft zum Frühstück aß, Deuticke 2017, ISBN 978-3-552-06336-5

 

Er weiß aus eigener schmerzvoller Erfahrung genau, was es heißt, fremd zu sein in einem neuen Land, fern von seinen Wurzeln und seiner Heimat. Der 1964 in Warschau geborene Schriftsteller Radek Knapp ist selbst, wie sein Alter Ego in dem vorliegenden Roman, mit elf Jahren aus Polen nach Wien gekommen.

 

Sein Protagonist in seinem neuen Buch erzählt mit einem für Knapp aus seinen früheren Büchern bekannten Stil davon, was es bedeutet, alles, was er als Kind gekannt und geliebt hat, zu verlieren. Die ersten elf Jahre seines Lebens hat Walerian( benannt nach einem Beruhigungsmittel!) bei seinen Großeltern in Polen gelebt, als ihn  seine ziemlich verrückte Mutter quasi nach Wien entführt.

Dort ist er weitgehend auf sich allein gestellt, versucht die Sprache zu lernen, was in der Sonderschule, die er besucht, ganz gut funktioniert, da seine Mitschüler auch nicht so schnell reden. Später besucht Walerian, wie Radek Knapp auch, die Handelsakademie, übt sich im Schuleschwänzen und nimmt alles, was er erlebt, mit neugierigem Staunen auf. Obwohl seine Perspektiven nicht gerade gut zu nennen sind, sieht er seiner Zukunft mit fröhlicher Hoffnung  entgegen. In allem, was ihm begegnet, sieht er das Positive und ist dankbar für jede kleine Verbesserung seines Schicksals.

 

Mit Gelegenheitsjobs schlägt er sich durch und wird wie ein Sozialarchäologe bald zu einem genauen Kenner  der tieferen Schichten der Wiener Gesellschaft, in die er unfreiwillig von seiner Mutter hineingesetzt wurde.

 

Es ist dieser positive Blick auf die Welt und die unerschrockene Weise, wie da ein junger Mensch sein Schicksal in die eigene Hand nimmt, das mich an diesem kleinen Roman wirklich begeistert hat. Da findet einer durch alle Probleme und Fremdheiten hindurch im neuen Land seine eigene Identität und Lebenszufriedenheit.