Rezension

Romantisch-skurriles Roadmovie in Buchform

Fernverkehr - Tim Boltz

Fernverkehr
von Tim Boltz

Bewertet mit 4 Sternen

Sibel, die überforderte Grundschullehrerin, fährt für ihren fußkranken Bruder eine Ladung Sexspielzeuge nach Istanbul. Vorher hat sie noch mit ihrem bösen Fremdgeherfreund Florian Schluss gemacht. Grund genug, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben – und wie zu erwarten, erwarten sie auf dem Weg in die Türkei nicht nur jede Menge unverhoffte abenteuerliche Begebenheiten, sondern – auf Umwegen - auch die große Liebe. Ein für mich in weiten Teilen gelungenes, in manchen Ideen aber auch abgekupfertes Buch (--> Fatih Akin: Im Juli)

Viele witzige und nette Ideen hat der Autor Tim Boltz (Pseudonym des Autors Zeno Diegelmann) hier zu einem witzigen Roadmovie in literarischer Form verarbeitet.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig, so dass man das Buch sehr schnell lesen kann und nicht über jeden zweiten Satz stolpert. Daher kommt man sich als Leser auch direkt als Begleiter der Protagonistin Sibel auf ihrer Reise vor. Witzige Dialogpassagen wechseln sich mit Beschreibungen von Handlungen auf der Reise ab.

 

Die alltagsphilosphischen und hobbypsychologischen Überlegungen von Sibel zu ihrer Persönlichkeit sind nett eingestreut und so mancher Leser wird sich problemlos in ihren Gedanken wiederfinden. Die Wandlung von der spießigen Kontrollfrau zu einer gelasseneren Person wird einige Anhänger finden. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz – nach ihrer Enttäuschung mit ihrem bösen Florian nähert sie sich an den Anhalter an, der sie vor einem Überfall bewahrt. Hat er ein Geheimnis? Ist er eine Gefahr?

 

 

Eine für mich nette Abwechslung zu meinem sonstigen momentanen Lesestoff. Auch wenn vieles vorhersehbar ist, ist das Buch eine gefällige Reise durch Europa. Gerade die Tatsache, dass keine großen Wendungen auftauchen, macht die Lektüre leicht und lässt den Leser beschwingt zurück. Geschmunzelt und gelacht werden darf auch zwischendurch.

Einzig und allein die Tatsache, dass ich mich durch die Story an sich und durch mehrere Beschreibungen an Fatih Akins Film „Im Juli“ erinnert fühlte (,den ich im Übrigen klasse finde,), trübt mein Lesevergnügen etwas. Aber es gibt nie was, was es nicht schon mal gab. ;-)

 

Das Buch wird Abnehmer finden, "ich habe es immern gesagt". ;-)