Rezension

Wunderbare Jahre

Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten - Sibylle Berg

Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten, 4 Audio-CDs
von Sibylle Berg

Bewertet mit 4 Sternen

Sibylle Berg geht auf Reisen und erlebt dort so allerhand. Im Kosovo ist sie als Journalistin und beobachtet wie mit Flüchtlingen im Grenzgebiet umgegangen wird. Bayreuth zeigt sein wundersames Gesicht durch unsägliche Garderobe. Eine Kreuzfahrt bringt tausende von Menschen unfreiwillig auf engsten Raum. Südafrika ist schon lange nicht mehr wild und aufregend. Auch Los Angeles bietet nicht den Glamour, den man erwarten könnte. Ob er in Cannes gefunden werden kann? – Fehlanzeige. Eine weitere Reise zu Wasser, auf einem Containerschiff dieses Mal, gestaltet sich auch nicht besser als die erste. Ob das Leben noch mehr zu bieten hat? Vielleicht wissen es indische Schamanen, die die Zukunft voraussagen können.

Das Hörbuch ist eine Ansammlung von Essays über das Reisen und die Eindrücke und Erlebnisse der Autorin. Die Länge variiert ebenso wie der Ton. Es überwiegt jedoch eine scharfe Beobachtung gepaart mit etwas distanziert-sarkastischem Kommentar. Die Reisen fanden zwischen Mitte der 1990er und 2016 statt, oftmals werden sie am Ende ergänzt durch Fakten, die das Thema ergänzen und abrunden, wie etwa die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe auf den Weltmeeren bzw. die Anzahl von terroristischen Taten bezogen auf den aktuell präsentierten Ort. In der Gesamtschau ein abwechslungsreicher Rundumschlag, jedes Thema wird unter einem anderen Fokus beleuchtet.

Der Titel mutet etwas zynisch an, „wunderbar“ war an den Jahren der Reisen eigentlich wenig, noch weniger, wenn man die Postskripta, die nur wenig Positives zu liefern haben, sondern geprägt sind von grausamen Fakten und erschreckenden Entwicklungen bezüglich Terror, Mord und Gewalt im Allgemeinen. Schon Matthias Claudius wusste: „Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“ und so wie sein Herr Urian erkennt, dass die Menschen überall auf der Welt ebenso verrückt wie zu Hause sind, so erkennt auch Sibylle Berg, dass vielleicht die Schweizer Ruhe dem rastlosen Umherirren vorzuziehen ist.