Rezension

Rezension zu Nur wenn du alleine kommst

Nur wenn du allein kommst - Souad Mekhennet

Nur wenn du allein kommst
von Souad Mekhennet

Bewertet mit 5 Sternen

Souad Mekhennet berichtet in diesem Buch von ihren teils lebensgefährlichen Recherchen. Sie möchte verstehen und erzählen, was hinter den Fronten des Dschihad vorgeht, warum sich junge Menschen dazu entschließen Attentäter zu werden oder sich dem Kampf anzuschließen und was in den Köpfen der Warlords vor sich geht. Dabei deckt sie Entführung und Folterung des Deutsch-Libanesen Khaled al-Masri durch die CIA auf. Obwohl Geheimdienste ihr versuchen zu folgen, führt Interviews mit den Führer von al-Qaida im Maghreb und bei der Recherche zu einem Buch in Ägypten lernt sie ein ägyptisches Foltergefängnis kennen. Nach intensiven Nachforschungen kann sie sogar den berüchtigten IS-Henker „Jihadi John“ enttarnen. Auch der Name des in Saint Denis erschossenen Pariser Attentäters war ihr vor der Polizei bekannt…

Nur wenn du alleine kommst stammt aus der Feder von Souad Mekhennet.

Das Buch beginnt mit einem packenden Prolog, bei dem die türkisch-marokkanisch und in Deutschland aufgewachsene Journalistin Souad Mekhennet sich mit einem IS-Mitglied trifft. Das Treffen konnte nur unter der Bedingung stattfinden, das sie alleine kommt, keine Ausweispapiere oder andere Dokumente bei sich führt, ein Handy oder ein Aufnahmegerät war auch untersagt, sogar die Handtasche musste sie zurücklassen, einzig ein Stift und ein Notizblock waren erlaubt. Den Mut aufzubringen zu diesem Treffen, aber auch zu vielen anderen Interviews  zu fahren ist bewundernswert.

Die Autorin erzählt in diesem Buch nicht nur von ihren Interviews und Recherchen, sondern auch von ihrer Kindheit in Marokko und Deutschland. Schon in ihrer Kindheit erlebte sie Rassismus, aber auch viele Deutsche die ihr hilfreich zur Seite standen. Ihren Entschluss Journalistin zu werden verfolgte sie seit ihrer Jugend hartnäckig und zielstrebig. Als Journalistin war sie sowohl fürs Fernsehen, wie auch als freie Journalistin für die New York Times oder die Washington Post tätig, und baute sich dabei eine breites Netzwerk mit Kontaktpersonen auf, sowohl in den Medien als auch bei den verschiedenen Terrororganisationen.

In all ihren Berichten versucht sie objektiv zu bleiben und den Dingen dabei wirklich auf den Grund zu gehen und sie zu verstehen. Dabei gibt sie auch Islamisten eine Stimme und versucht auch aufzuzeigen was zu ihrer Radikalisierung geführt hat, ohne ihre Taten oder Gedankengänge dabei Gutzuheißen. Sie zeigt auch die Fehler der westlichen Welt auf, die mit ihrer Einstellung und Berichterstattung, ihrem Rassismus und Handlungen dazu beitragen, das sich Menschen radikalisieren und sich der Hass auf die westliche Welt im arabischen und nordafrikanischen Raum weiter ausbreitet. Auch versucht sie aufzuzeigen, das trotz gleicher Begrifflichkeit, Demokratie im Westen anders verstanden wird als zum Beispiel im arabischen Raum.

Sie beleuchtet auch den massiven Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten untereinander, die sich seit Jahrhunderte bekämpfen und sich mit einem Hass verfolgen, der mir in dem Ausmaß nicht bewusst war.

Für mich ist dieses Buch ein beeindruckendes Werk, das sich oftmals so spannend liest wie ein Krimi oder Thriller, und mein Wissen über den Dschihad, die Radikalisierung von Menschen, ihr Gedankengut, den Konflikt innerhalb des Islams, der Arbeit von Journalisten und der westlichen Medien und auch die Tätigkeiten von Geheimdiensten damit mehrte.

Mein Fazit:

Ein beeindruckendes Buch, das sich spannend wie ein Krimi liest und dabei Wissen über ein sehr komplexes Thema vermittelt.