Rezension

Erfreulich anders

Der Ruf der Bäume - Tracy Chevalier

Der Ruf der Bäume
von Tracy Chevalier

Bewertet mit 5 Sternen

Siedlergeschichten gibt es viele. Diese hier ist erfreulich anders.
Im Frühjahr 1838 macht sich die Familie Goodenough auf den Weg ins Abenteuer. Sie wollen sich in Ohio ansiedeln und eine Apfelplantage aufbauen. Im Black Swamp, einem unwirtlichen Sumpfland, bleiben sie stecken. Man wird doch wohl auch da Apfelbäume pflanzen können.

Ihr hartnäckiger Kampf ums Überleben ist hoch spannend. James Goodenough ist eigentlich kein hartgesottener Camper, er liebt Bäume und Apfelbäume sind seine Passion. Dafür hat seine Frau Sadie überhaupt kein Verständnis. Sie möchte ein bequemes Leben und ist den ständigen Kampf gegen den allgegenwärtigen Schlamm bald leid. Zum Trost entdeckt sie den Apple-Jack, der gegen das Sumpffieber hilft und die Nerven beruhigt. Geht er zuneige, fliegen die Fetzen bei den Goodenoughs. 
Zwischendurch kommentiert Sadie immer wieder persönlich das Geschehen, was einen höchst originellen Blick auf das Ganze wirft. Sie ist eine faule, egoistische Säuferin, aber sie war nicht immer so und eigentlich ist sie nur durch und durch verzweifelt. 

Über 20 Jahre hinweg begleitet man später Robert Goodenough, der sich als Wanderarbeiter und Goldgräber bis nach Kalifornien durchschlägt und dann doch wieder bei Bäumen landet. Die sagenhaften Redwoods sind begehrt in England. Ein Exportgeschäft beginnt zu blühen. 

Tracy Chevalier hat hier eine Chronik des Siedlerlebens in Amerika verfasst, in dem sie eine leidvolle Familiengeschichte erzählt. Es tauchen viele skurrile Figuren auf, aber das große Glück findet kaum einer, es ist ein hartes Leben.
Daneben lernt man noch hoch interessante Dinge über diverseste Bäume und natürlich Äpfel. Eines Tages muss ich unbedingt einen Goldpepping essen.

Dieses Buch ist wundervoll erzählt, originell und mitreißend, ein historischer Roman, wie man ihn sich wünscht.