Rezension

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Gegen den Konsum!

How the Grinch Stole Christmas! Slipcase edition - Dr. Seuss

How the Grinch Stole Christmas! Slipcase edition
von Dr. Seuss

Bewertet mit 5 Sternen

Dem weihnachtshassenden Grinch gehört mein Herz, seit er in den 80ern erstmals als Trickversion über den Bildschirm flimmerte. Und nein, ich meine nicht die furchtbar aufgemotzte Verfilmung mit Jim Carrey, sondern den etwa 20minütigen Zeichentrickfilm von 1966, der fast 1:1 auf dem Buch von Dr. Seuss basiert. In Deutschland hat der Grinch aber nie massenhaft den Weg in die Kinderzimmer gefunden. Vielleicht hat die frech-satirische Geschichte einfach nie ganz den europäischen Geschmack getroffen. Vielleicht ist die Figur des Grinch für jüngere Kinder auch zu böse und undurchsichtig, oder es liegt schlicht daran, dass das Buch immer nur zeitweise in der deutschen Übersetzung zu kaufen war. In Amerika jedenfalls gehört es zu den Klassikern der Kinderweihnachtsliteratur.

Der Grinch ist ein herrlich blödes, aber sehr gerissenes grünes Fantasiewesen, das voller Missgunst die niedlichen, kleinen Hus beobachtet, die unten im Tal leben und sich auf Weihnachten freuen. Er sitzt allein in seiner kalten Höhle und schmiedet Pläne, wie er den Hus ihr Fest vermasseln kann und beschließt, in der Nacht vor Weihnachten alle Geschenke zu klauen. So schleicht er von Haus zu Haus, sackt alle Gaben ein und lässt weder Deko noch Festessen zurück.
Zwar wird die Geschichte "nur" in kurzen Reimen erzählt, aber die sind verschmitzt-originell und machen - richtig betont - extrem viel Spaß. Spannend ist das alles natürlich schon deshalb, weil Kinder mit den ahnungslosen Hus leiden und absolut empört sind über den fiesen Grinch.

Dr. Seuss alias Theodor Geisel hat einen unverwechselbaren Zeichenstil, der mit seinen optischen Schräglagen und Schnörkeln an Burtonsche Kulissen denken lässt und dem hin und wieder kleine, liebevolle Details innewohnen, die seine Bücher zu visuellen Entdeckungstouren machen. Eine dosierte Farbwahl aus schwarz, weiß und rot zieht sich schraffurhaft durch die Seiten und ist doch eindeutig der Tradition des Comics verschrieben.

Mit jüngeren Kindern muss die Botschaft sicher diskutiert werden. Aber natürlich ist der "Grinch" ein kräftiger Tritt gegen das Bein des Konsumirrsinns, auch wenn er brav und weihnachtsfreundlich endet. Der Bösewicht muss letztendlich einsehen, dass die Hus Weihnachten feiern - komme, was da wolle - und beginnt zu überlegen, ob hinter der Idee des Festes vielleicht mehr steckt, als er dachte. Im Englischen klingt das dann so: "Maybe Christmas does not come from the store. Maybe - maybe, Christmas means a little more."

Fazit: Die Moral dieser Reimgeschichte ist in all den Jahren nie unaktuell geworden ist, eher im Gegenteil. So aberwitzig und humorvoll hat man sie aber selten gelesen. Mein allerliebstes Weihnachtsbuch und hoffentlich auch in der deutschen Übersetzung bald wieder auf dem Markt, liebe Verlage!