Rezension

Eine fantasievolle Geschichte in einer herrlich skurillen und einzigartigen Welt

Hilda und der Steinwald - Luke Pearson

Hilda und der Steinwald
von Luke Pearson

Hildas Geschichten sind selbst nach fünf Bänden ausnahmslos grandios und überraschend. Auch Hilda und der Steinwald ist keine Ausnahme. Diesmal hat sich der Zeichenkünstler Luke Pearson wieder einige ganz besondere Kniffe ausgedacht und mich mit seiner Fantasie, seiner Experimentierfreude und seinem Humor wieder mal verzaubert.

"Das sind Trollfeuer. So was hab ich lang nicht mehr gesehen.[…] Sie wollen die Stadt daran erinnern, dass sie noch da sind."

Trollen sind wir schon in einigen Geschichten von Hilda begegnet. Dass sie aber unbeabsichtigt in das Reich dieser unberechenbaren Kreaturen gerät und sich plötzlich in einer steinig, kargen Welt wiederfindet, ist etwas ganz Neues! Und die Trollwelt ist nichts für zarte Gemüter, denn sie ist riesig, unüberschaubar und bedrohlich. Die unheimliche Stimmung des Settings ist so kraftvoll und deutlich in den Panels wiedergegeben, dass man auch als Leser nicht anders kann, als zu erschaudern und sich vor den großen Trollen, die hinter jedem Fels lauern können, zu fürchten. Mir hat das Setting sehr gut gefallen, denn es war wunderbar düster, fremd und schaurig schön!

"Ich glaube, irgendwas ist schiefgegangen und nun hat es uns an einen Ort verschlagen, wo wir nicht hinwollten."

Wer schon Geschichten von Hilda gelesen hat, der weiß, dass Hildas Mutter alleinerziehend ist (ein Vater wird zumindest nie erwähnt). Hildas Mutter weiß bis zu einem gewissen Grad über die Abenteuer der Tochter Bescheid und lässt ihr in der Regel viel Freiraum. Trotzdem kommt es immer wieder zu Streitereien, wenn sie Zeit mit ihrer Tochter verbringen will, die aber lieber draußen bei ihren Freunden und Monstern ist. Nicht selten fallen dann auch verletzende Worte, die die Realität in Familien sehr gut wiederspiegeln. Umso schöner fand ich die Idee, die Beziehung von Hilda und ihrer Mutter in diesem Comic in den Vordergrund zu stellen und eine Geschichte zu entwerfen, die die Bindung zwischen Mutter und Tochter stärkt. Hildas Mutter ist nach diesem Abenteuer nicht mehr länger nur eine Zuschauerin und Randfigur in Hildas Leben, sondern nimmt aktiv an den Abenteuern ihrer Tochter teil. Hilda kann ihr endlich beweisen, wie mutig, verantwortungsvoll und selbstbewusst sie ist. Auf der anderen Seite erkennt Hilda, dass es gar nicht so schlimm ist, Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen, dass sie Spaß haben und gemeinsam etwas erreichen können.

"Ein wenig Nervenkitzel ist ja ganz nett, wenn ich weiß, dass du zu Hause auf mich wartest…"

Luke Pearson ist ein wahrer Zeichenkünstler und hat auch diesem Comic mit seinen Zeichnungen und der speziellen Farbgestaltung eine ganz besondere Note verliehen. Jede Seite folgt einer festgelegten Farbgebung, die die Atmosphäre der Geschichte wiederspiegelt und unterstützt. So können Seiten mit vollkommen bunten oder schwarzweißen Panels herauskommen, Seiten mit länglichen oder quadratischen Panels, oder auch ganzseitige Zeichnungen. Jedes Mal, wenn ich eine Seite in einem Luke Pearson Comic umblättere, schlägt mein Germanisten-Herz bis zum Hals, denn ich liebe es mir zu überlegen, was sich der Autor bei der Anordnung und Farbwahl gedacht haben mag und in welchem Zusammenhang das mit der Geschichte steht. Luke Pearson ist in der Hinsicht so experimentierfreudig wie klassisch, und genau das ist es, was mir so sehr an seinen Büchern gefällt!

Fazit & Bewertung

Hilda und der Steinwald ist Band 5 der erfolgreichen Hilda-Reihe und wieder mal ein wahrer Augenschmaus für Comicfans die es sind und noch werden wollen. Nicht nur das wunderbar düstere Setting hat mich in diesem Comic überzeugt, auch die Mutter-Tochter Thematik fand ich dieses Mal besonders gelungen. Eine fantasievolle Geschichte in einer herrlich skurillen und einzigartigen Welt, in der man einfach mal eingetaucht und ein bisschen gelebt haben sein muss. Ich liebe es!

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