Rezension

Beklemmendes Szenario

Mörderisches Schweigen - Nadja Roth

Mörderisches Schweigen
von Nadja Roth

Bewertet mit 5 Sternen

Antonia Eichborn, die Tochter des erfolgreichen Textilunternehmers ist als Schauspielerin in den USA grandios gescheitert. Doch nicht nur der Schulden, sondern wegen der plötzlichen schweren Erkrankung ihres Bruders Richard ist sie in ihre Heimatstadt Speyer zurückgekehrt.

 

Niemand weiß so recht, was Richard fehlt. Er liegt in einer Art Wachkoma und wird von einem Arzt und einer Krankenschwester in seiner Villa betreut. Man gibt Toni ausweichende Antworten und Swetlana, die Ehefrau Richards, stellt unverhohlen Fragen nach dem Vermögen.

 

Der Aufenthalt wird von Tag zu Tag beklemmender zumal Toni den einzigen Vertrauten, Friedrich Altmann, in seiner Kanzlei niedergeschlagen vorfindet. Außerdem fühlt sich Toni beobachtet. Sie wird von einem silberfarbenen Lieferwagen beinahe niedergefahren. Einen solchen fährt ihr Ex-Freund Mike. Hat der etwas mit der ganzen Sache zu tun? Doch warum?

Leider geht Toni nicht von selbst zur Polizei, um ihre Beobachtungen anzuzeigen. Zu sehr ist sie in ihrem eigenen Lügengebäude verstrickt. Sie hält nämlich die Mär von der erfolgreichen Schauspielerin, die sie seit Jahren pflegt, aufrecht.

 

Wird es gelingen, diesen Albtraum zu beenden?

 

Meine Meinung:

 

Die Idee finde ich sehr gut. Im Zeitalter von Offshore- und Briefkastenfirmen, Designerdrogen und skrupellosen Gangstern, die Firmencomputer knacken, ist das Setting gut gewählt.

 

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Die beklemmenden, oft nur kleinen subtilen Ereignisse bauen beinahe Thriller ähnliche Spannung auf. In Einschüben erleben wir Richards Gedanken, der bewegungslos in seinem gemarterten Körper gefangen ist. Zum anderen lernen wir die Gedanken des Rächers kennen. Denn um Rache geht es in diesem Krimi. Eine skrupellose Truppe rächt sich an Richard und Toni. Der Grund wird erst ganz zum Schluss offenbart, was den Krimi sehr spannend macht.

 

Die Charaktere sind recht gut entwickelt. Toni finde ich allerdings stellenweise naiv und manchmal reagiert sie wie ein trotziges Kind. Ihre ständige Lügerei ist ziemlich anstrengend – auch für sie selbst. Denn wenn sie nicht auf ihr kunstvoll gestricktes Gespinst achten müsste, hätte sie vielleicht schon ein wenig früher, Vertrauen zur Polizei gefasst. Die resolute Mine hat mir besonders gut gefallen.

Ex-Freund Mike ist mir lange Zeit suspekt. Warum er Toni über seine Beziehung oder vielmehr Nicht-Beziehung zu Rose im Unklaren lässt? 

 

Fazit:

 

Ein fesselnder Krimi, den ich in zwei Abenden gelesen habe. Gern gebe ich 5 Sterne.