Rezension

Eine virtuelle Affäre

Die Eheprobe - Melanie Gideon

Die Eheprobe
von Melanie Gideon

~~Im Original lautet der Titel des neuen Buches der amerikanischen Autorin Melanie Gideon „Wife 22“, meiner Meinung nach wesentlich passender als „Die Eheprobe“ denn der Schriftverkehr zwischen „Ehefrau 22“ und „Forscher 101“ trägt die Handlung dieses Romans.

 Nun, worum geht es? Hinter dem Pseudonym Ehefrau 22 verbirgt sich die Hauptfigur Alice Buckle, 44 Jahre alt, verheiratet seit zwanzig Jahren, Mutter, Teilzeit-Lehrerin und seit geraumer Zeit unzufrieden mit ihrem Leben und dem Zustand ihrer Ehe. Als sie eines Tages per E-Mail die Einladung zu einer Online-Befragung mit dem Thema „Die Ehe im 21. Jahrhundert“ erhält, entschließt sie sich, diese zu beantworten und an der nachfolgenden Studie teilzunehmen. Ihr Betreuer/Interviewpartner ist der anonyme „Forscher 101“, ein sensibler Wissenschaftler, dem sich Alice nach und nach öffnet und ihr Herz ausschüttet. Der virtuelle Kontakt intensiviert sich, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Alices Leben gerät völlig aus den Fugen.

 Üblicherweise sind Frauenromane, die Ehekrisen und Beziehungsprobleme zum Thema haben, nicht meine bevorzugte Lektüre, da deren Story in der Regel höchst vorhersehbar nach Schema F abläuft. Entsprechend kritisch bin ich an diesen Roman herangegangen, aber bereits nach wenigen Seiten hatte mich die Autorin fest am Haken, sodass ich „Die Eheprobe“ in einem Rutsch gelesen und mich bestens unterhalten gefühlt habe.

 Die Geschichte wird aus Sicht der Protagonistin erzählt, die ihr Innerstes komplett offenlegt. Melanie Gideon schreibt spritzig, witzig und frisch. Sie hält das Interesse des Lesers an der Weiterentwicklung der Quasi-Beziehung zwischen Ehefrau 22 und Forscher 101 konstant hoch, was mit Sicherheit auch an den diversen Einschüben in Form von e-Mails, Facebook-Einträgen, Google-Ergebnissen und Tweets liegt. Des Weiteren sind natürlich auch Alices Antwortschreiben auf die hundert Punkte des Fragenkatalogs der Studie spannend zu lesen, vor allem, weil man die jeweilige Ausgangsfrage nicht kennt und sie sich bestenfalls zusammenreimen kann.

 Je weiter der Roman fortschreitet desto brennender stellt sich die Frage, ob die virtuelle Affäre zwischen Alice und dem Forscher irgendwann in der Realität ankommt. Man darf gespannt sein!