Rezension

Die richtige Seite der Welt

Sechs Koffer - Maxim Biller

Sechs Koffer
von Maxim Biller

Bewertet mit 3 Sternen

Eine tschechische Familie versucht die Flucht in den Westen, „die richtige Seite der Welt“. Doch jemand, einer von ihnen womöglich, verrät den Großvater.

Im Zentrum stehen somit das ständige Misstrauen und die Frage, was wirklich geschah. Der im Verlauf des Romans älter werdende Ich-Erzähler beleuchtet die Geschichte seiner Familienmitglieder, wodurch jedem quasi einer der Koffer des Titels zuteil wird. Und am Ende ist es gar nicht er selbst, sondern seine Schwester, die einen Roman über die Familie schreibt und sich fragt, ob sie ihren Augen und Ohren trauen kann. „Oder waren sie vielleicht alle ganz anders gewesen, dachte sie plötzlich, anders als auf diesen Fotos, anders als in den Geschichten, die wir über sie gehört hatten?“

Beide Komponenten, sowohl die Situation zwischen Ost und West als auch die Verstrickungen innerhalb der Familie, haben mich gereizt. Jedoch wurden meine Erwartungen nur zum Teil erfüllt, weil manchmal Episoden in den Vordergrund gestellt wurden, die nicht für den Gesamtkontext relevant schienen, während andere Dinge ungesagt blieben. Somit bin ich trotz herrlicher Schachtelsätze nicht vollends überzeugt von diesem Werk.