Rezension

Aus dem Leben eines indonesisch-stämmigen alten Hawaii-Musikers

Honolulu King - Anne-Gine Goemans

Honolulu King
von Anne-Gine Goemans

Bewertet mit 3.5 Sternen

Einst waren sie die Honolulu Kings, eine Hawaiiband, fünf junge Männer indonesisch-niederländischer Herkunft, die mit ihrer Musik einen einzigen Erfolg in den Charts hatten. Jetzt sind sie drei alte Freunde um die 80, die von vergangenen Zeiten träumen. Hardy Hardy führt noch immer seinen indonesischen Imbiss, bei dem ihm auch seine Enkelin Synne hilft. Jahrelang hat er seine indonesisch-stämmigen Gäste interviewt. Diese Kassettenaufnahmen sind ein Zeitzeugnis der japanischen Besetzung der ehemals niederländischen Kolonie und legen Zeugnis von den Brutalitäten der damaligen Zeit ab. Hardy erzählt, dass auch seine Familie von den sogenannten indonesischen Freiheitskämpfern bestialisch ermordet wurde. Er gibt aber den Japanern alle Schuld und verfolgt sie noch immer mit seinem unversöhnlichen Hass.

Liebevoll kümmert er sich dagegen um seine demenzkranke Frau im Heim, die aus den Niederlanden stammt und ihm einst sein Selbstbewusstsein wiedergab. Nach und nach erfahren wir die ganze Familiengeschichte. Als Hardy den Freimaurern beitritt, gibt er sein schrecklichstes Geheimnis preis und stürzt damit alle, die es kennen, in Gewissenskonflikte.

Sein Leben scheint noch einmal an Sinn zu gewinnen, als er zusammen mit seinen alten Freunden die Steelband wieder aufleben lässt. Während er musiziert, erfahren seine Enkelin und der Leser eine Überraschung, die nach der bisher dahinplätschernden Geschichte mit einigen Längen so gar nicht richtig passen will und mich am Ende ein wenig ratlos zurücklässt.

Die Autorin versteht es sehr gut, Alltagssituationen zu schildern und dabei die wahren Einstellungen der Handelnden zu entlarven, aber warum sie zwischendurch Elemente mit Ekelfaktor einbaut, ist mir unverständlich. - Auch der Erzählstrang mit Synnes rasanter Liebesbeziehung mit einem verheirateten Mann ist zwar interessant zu lesen, bringt die Geschichte mit Hardy aber nicht so richtig weiter.

Am Ende habe ich mich gefragt, worum es eigentlich wirklich ging. Zwar habe ich nebenbei einiges über die indonesisch-niederländische Kolonialvergangenheit gelernt, aber das wirkliche Thema ist mir verborgen geblieben. Vielleicht gibt es ja auch keines oder zu viele, die nur kurz angerissen werden: Heimatlosigkeit, Vorurteile, Liebe, Demenz, ...

P.S. Wenn jemand den Song hören möchte, der im Roman mehrfach erwähnt wird, bitte hier entlang: https://www.youtube.com/watch?v=yAvtjt89EiU