Rezension

Mobbing - ein unheimliches Phänomen unserer Zeit

Marion, für immer 13 - Nora Fraisse

Marion, für immer 13
von Nora Fraisse

Bewertet mit 3 Sternen

In diesem Buch wird die authentische Geschichte der 13-jährigen Marion Fraisse erzählt, die nach heftigen Mobbingattacken Selbstmord begeht. Die Mutter selbst findet ihre Tochter und ist wie vor den Kopf geschlagen, da sie von der Heftigkeit der Belästigungen nichts geahnt hat. Ihr ganzes Streben zielt nach Aufklärung , wie es so weit kommen konnte und wie man es hätte verhindern können. Aus diesem Grunde schreibt sie auch dieses Buch, um ihre Leser wachzurütteln, damit sie Mobbing nicht ignorieren sondern bekämpfen.
Man sollte meinen, dass ihre Recherchen und ihre Präventionsansätze Unterstützung fänden, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil, sie stößt auf Lügen, Verschleierung und Ignoranz, sowohl bei der Polizei als auch und ganz besonders in der Schule. Aber die Mutter kämpft energisch weiter, unter Einsatz der Medien, der Justiz und auch der Politik.
Es ist sehr beachtenswert und beinahe unglaublich, welche Energie sie aufbringt trotz ihres so schmerzhaften Verlustes. In ihrer abgrundtiefen Trauer legt sie ihre ganze Kraft in ihren Kampf, ihrer Tochter im Nachhinein Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wahrscheinlich hilft ihr das Schreiben auch dabei, den Schmerz zu verarbeiten und nicht daran zu verzweifeln.
Ich spreche der Mutter mein tiefstes Mitgefühl aus, denn der Verlust der eigenen Tochter muss unerträglich weh tun. Außerdem empfinde ich Respekt und äußerste Hochachtung dafür, dass sie sich so engagiert, um dem Mobbing, das sich überall und immer mehr und immer heftiger verbreitet, entgegenzuwirken.
Leider bleibt das Buch in meinen Augen etwas zu sehr an der Oberfläche und führt durch ständige Wiederholungen zu recht langatmigen Lesephasen. Ich hätte hier mehr Tiefgang zu Marions Problemen im Umgang mit ihren Mitschülern und Freunden erwartet und auch Hinweise, wie man frühzeitig dagegen hätte ankämpfen können. Denn dann wäre die Lektüre eine Hilfe für viele. Des weiteren habe ich mehr erwartet, wie das Familienleben nun weitergeht, wie die Mutter mit ihren verbleibenden Kindern umgeht und sie unterstützt, und welche Rolle der Vater spielt. Dazu erfahren wir leider wenig. Ich empfinde es so, dass es am Ende nur noch darum ging, alle möglichen Instanzen anzuklagen. Und was mir auch ein wenig fehlt ist Selbstkritik, denn es gab Hinweise auf soziale Probleme in der Schule, hätte die Mutter nicht im Vorfeld mehr unternehmen können? Sie hat zwar um Klassenwechsel gebeten, aber wäre da nicht mehr Insistenz  angebracht gewesen?
Nichtsdestotrotz gilt mein ganzes Mitgefühl natürlich dieser Mutter und ihrer Familie. Und ich empfinde das Buch als Hilfeschrei, die Augen nicht zu verschließen, sondern dem Mobbing die Stirn zu bieten.