Rezension

eigentlich gut

Die fünf Sprachen der Liebe für Kinder - Gary Chapman, Ross Campbell

Die fünf Sprachen der Liebe für Kinder
von Gary Chapman Ross Campbell

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein interessantes Konzept. Jedes Kind fühlt sich anders geliebt. Einige, wenn man viel mit ihnen unternimmt, andere, wenn sie in den Arm genommen werden, einige, wenn sie gelobt werden und wieder andere, wenn sie Geschenke bekommen und die fünfte Gruppe, wenn man etwas für sie tut oder ihnen hilft. 

Vieles klingt einleuchtend und ergibt Sinn. Das meiste klingt auch sehr einfach und zu schön, um wahr zu sein. Ich muß nur die richtige Sprache der Liebe meines Kindes rauskriegen, dann so mit ihm kommunizieren (mehr Körperkontakt oder mehr Lob oder mehr gemeinsame Zeit oder kleine Liebesdienste etc) und schön fluppt alles und wir harmonieren prächtig. Die Beispiele wirken etwas überzogen : Kind x zieht sich zurück/ist auffällig/ist schlecht gelaunt etc. Die Eltern füllen den "Liebestank", x ist wieder glücklich und alle fallen sich dankbar in die Arme. Friede, Freude, Eierkuchen. 

In dem Buch sind die Eltern alle so nett, harmonisch und geduldig, sodass man sich mit seinen erzieherischen Alltagsschwierigkeiten eher minderwertig vorkommt. Die Ratschlägen sind toll, aber irgendwie funktionieren sie bei meiner Familie nicht. Im Buch begegnen die Kinder ihren Eltern alle mit Respekt. : "Ein Kind, das auf diese Weise erzogen wird, bekommt das Gefühl, dass die Entwicklung seines Charakters im Teamwork mit seinen Eltern vonstatten geht" (S.105)  oder " Wer freundlich, aber konsequent ist, ...(d)er wird von seinen Kindern respektiert und geliebt, und ihr Dank ist ihm gewiss."   --- Wir sind aber weder die Waltons, noch leben wir auf unserer kleinen Farm. 

So toll wie das alles klingt, wenn ich mein Kind frage, ob wir was unternehmen wollen oder es in den Arm nehmen will, erfahre ich nur Ablehnung :"Laß mich in Ruhe, kein Bock, Du nervst..." Und wehe ich will, was von meinem Kind. Die Tipps der üblichen Erziehungsberatung z.B. Lob/Strafe mit Sternchenkarte oder Punkteschlange, werden in diesem Buch sehr kritisch gesehen. 

Der Denkansatz ist gut, einleuchtend, nachvollziehbar und wahrscheinlich zutreffend, aber die Umsetzung erscheint sehr schwierig, auch wenn sie im Buch so einfach klingt. Vielleicht ist ein Schulkind auch schon zu groß und ich hätte vor dem Kindergarten das Buch lesen müssen. Aber in dem Alter, habe ich mit dem Kind alle 5 Sprachen der Liebe "gesprochen", also kann ich eigentlich nichts falsch gemacht haben, was das angeht. 

Auch wenn mein Kind mich weiter auflaufen lässt, empfehle ich das Buch anderen, denn das konzept finde ich sehr überzeugend. Ich kenne es ja von mir auch. Wenn mein Freund mir etwas schenkt oder etwas für mich macht, dann freue ich mich, bin dankbar und finde das sehr nett, aber geliebt fühle ich mich nicht. Wenn er meine Sprache der Liebe nicht mit mir spricht, und sei es nur ein Kuß oder Händchen halten, mal in den Arm nehmen, fühle ich mich nicht geliebt egal, ob er mir ein Haus baut oder wir einen tollen Urlaub zusammen haben. Umgekehrt kann ich mich noch so über sein Verhalten ärgern oder wir einen riesen Streit haben, ein Händedruck genügt und ich fühle mich geliebt und weiß, alles wird wieder gut. Also scheint was an diesen Liebessprachen dran zu sein.

Vielleicht klappt es ja bei den Kindern der anderen Leser besser. Also : Lesen und ausprobieren.