Rezension

Mitreißender Roman über das Schicksal junger lediger Mütter

Das Haus der Verlassenen - Emily Gunnis

Das Haus der Verlassenen
von Emily Gunnis

Bewertet mit 4 Sternen

⭐⭐⭐⭐

 

Wow! Dieses Buch hat mich wirklich ganz und gar gefangen genommen, ich hatte Schwierigkeiten es wegzulegen. Dabei war es doch recht anderes als ich erwartet habe.

 

Die junge Ivy wird in England 1956 ungewollt schwanger. Der Vater des Kindes bricht den Kontakt ab und ihr Stiefvater schickt sie in ein Heim für ledige Mütter. Dort soll sie versorgt werden und für ihren Unterhalt arbeiten...

60 Jahre später findet die junge Journalistin Briefe, die Ivy aus dem Heim an den Vater des Kindes geschrieben hat und die deutlich machen, wie schrecklich und dabei ausweglos ihre Situation und die von vielen anderen jungen Frauen und Kindern war. Sam recherchiert weiter, deckt die grausige Geschichte des Heimes auf und erfährt so auch ihre eigene Familiengeschichte. Durch ihre eigene Verstrickung gerät auch ihre Familie nach so vielen Jahren noch in Gefahr.

Vom Cover und Klappentext erwartete ich eine Familiengeschichte und ein trauriges Schicksal. Anfangs war ich ein wenig genervt, dass es sich um Fernsehstars und Journalistentum drehte, das brauchte es meiner Meinung nach nicht. 

Doch der Roman wurde schnell immer spannender und wandelte sich bald zu einem Kriminalroman, den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. 

Ivy's Schicksal und das der Kinder ist wirklich erschreckend, es ist schwer vorstellbar, dass das alles noch gar nicht so lang her ist. Wieviele Frauen wurden in solchen Heimen gequält und wieviele Kinder gegen den Willen ihrer Mütter zur Adoption freigegeben? 

Es wird sehr eindrücklich beschrieben, was in dem Heim passierte. Dieses St. Margaret's Heim ist dabei ein fiktiver Ort, ebenso wie die Personen. Beides steht stellvertretend für die Heime in Irland und auch England.

Die Autorin hat es geschafft, Ivy's Geschichte eindrücklich zu erzählen und den Leser durch  spannende Verstrickungen stark zu fesseln.  Damit zeigt sie auch auf, dass diese Heime längst nicht vergessen sind, denn manche der gequälten Frauen und Kinder leben noch, ebenso wie die Verantwortlichen, die nur selten zur Rechenschaft gezogen werden.

Sehr empfehlenswert für geschichtlich interessierte und Krimi-Leser.