Rezension

Leid und Liebe im viktorianischen England

Victorian Rebels - Das Versprechen einer Nacht - Kerrigan Byrne

Victorian Rebels - Das Versprechen einer Nacht
von Kerrigan Byrne

Im bereits vierten Band von Kerrigan Byrnes „Victorian Rebels“ findet der frisch gebackene Duke of Trenwyth ausgerechnet in einem Freudenhaus sein weibliches Gegenstück - Ginny. Bei Nacht Kellnerin im Nackten Kätzchen, um die Schulden ihres Vaters abzuarbeiten, und bei Tag Schwester Pritchard, ist Imogen keine Dirne, sondern nur verzweifelt darum bemüht, ihre Familie am Leben zu halten. Doch der Duke bezahlt eine solch außerordentliche Summe für sie, dass ihr Arbeitgeber sie verkauft. In jener Nacht verliert Imogen nicht nur ihre Unschuld an den Duke, sondern auch ihr Herz. Auch der Duke ist hin weg, vor allen Dingen aber weg, da er im Auftrag der Krone am nächsten Tag fortgeschickt wird. Ein Jahr vergeht, in dem sie sich nicht vergessen, aber Schreckliches erleiden, das sie unweigerlich verändert...

 

Das Buch wird aus der dritten Perspektive erzählt, wobei abwechselnd Imogen und der Duke in den Blickpunkt gerückt werden, sowie zweimal Morley, der Scotland Yard Inspektor, der schon einige Auftritte in den Büchern hatte. Der Schreibstil ist gewohnt detailreich, der Zeit angemessen und gespickt mit kreativen Bildern und Vergleichen, auf die ich mich bei jedem Buch der Autorin freue.

 

Mir hat gut gefallen, dass in diesem Band eine Frau der Mittelschicht, die weder berühmt noch reich ist, die Protagonistin war. Es war schön zu sehen, wie sie sich in den wenigen Jahren verändert und für ihre Ideale eingesetzt hat. Der Duke hingegen ist wohl einer der unfreundlichsten Gesellen bisher und war mir häufig zu arrogant und gemein. Allerdings hat es zu seinem Leben und Erlebnissen gepasst und war daher sehr glaubwürdig und angemessen. Aber sich gemeinsam mit Imogen über ihn aufregen kann man ja trotzdem ;)

 

Schön fand ich auch, wie die Pärchen aus den Vorgängerbänden in die Geschichte einbezogen wurden, insbesondere Argent. Dennoch denke ich, dass man das Buch auch ohne Vorwissen lesen kann.

 

Dieses Mal war die Geschichte irgendwie nicht so spannend und auch das große Rätsel hat mich nicht so gepackt, weil man aufgrund der verschiedenen Perspektiven schon das meiste wusste. Bei diesem Buch wären vielleicht Rückblicke sinnvoller gewesen, damit man bei der Suche nach Ginny miträtseln kann. Und leider verrät der Klappentext auch schon ein Viertel des Buches. Am Ende gibt es zwar eine Überraschung, aber die wird sehr schnell abgehandelt. Generell ging mir am Ende alles zu schnell und dieses Mal blieben auch noch Fragen offen. So wird beispielsweise um Morley ein Geheimnis gemacht, das nie gelüftet wird. Zudem wird immer wieder von einem Piraten gesprochen, der aber nichts zur Sache tut. Insgesamt wird in diesem Band häufiger über politische Themen diskutiert, was man eben mag oder nicht. Für mich war die Menge in Ordnung, aber viel mehr hätte es nicht sein dürfen.

 

Es war wieder ein toller Ausflug ins England des 19. Jahrhunderts, in dem die Protagonisten nicht nur großes Leid widerfährt, sondern auch die große Liebe. Nicht ganz so spannend wie die Vorgänger, aber dennoch sehr unterhaltsam. Nun bin ich gespannt, wer als Nächstes aufs Korn genommen wird und freue mich auf Band 5!

 

Vielen Dank an NetGalley und den LYX Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.